Der Groove im Song

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Der Begriff „Groove“ kommt aus dem Englischen und bedeutet wortwörtlich übersetzt „Furche“ oder „Rinne“. Mit einer solchen hat der Begriff im musikalischen Sinne jedoch wenig zu tun. Denn als Groove bezeichnet man in aller Regel die rhythmische Grundstruktur eines Songs (oder bestimmter Teile davon). Der Begriff wird oft ein wenig schwammig verwendet. Es kann sich beim Groove nämlich einerseits um den tatsächlichen Rhythmus handeln, andererseits aber auch – etwas abstrakter – das „Feeling“ eines Songs (oder das Zusammenspiel der Musiker) beschreiben. musikwissen.com wirft in diesem Artikel einen näheren Blick auf den Groove in der Musik.



Der Mensch und Rhythmus

Rhythmus spricht Urinstinkte des Menschen an. Musik ohne Rhythmus funktioniert natürlich hervorragend für unser Gehirn und unser Bewusstsein. Aber es ist der Rhythmus, der den Zugang zum animalischen Teil des Menschen legt. Rhythmen bringen uns zum Tanzen, lassen uns in der Musik versinken – bis hin zu hypnotischen Zuständen. Man sagt oft, der Mensch würde sich vor allem dadurch vom Tier unterscheiden, dass er sich über die Zukunft bewusst ist.

Was aber auch nur wenige Tierarten haben, ist ein ausgeprägtes Rhythmusgefühl. Nun könnte man argumentieren, dass Rhythmus und Musik erlernt wird. Dem ist aber entgegenzuhalten, dass sich Musik in ähnlicher Ausprägung, was die Tonalität und das rhythmische Empfinden angeht, weltweit in den unterschiedlichsten menschlichen Kulturen unabhängig voneinander entwickelt hat.

Was ist es aber, das den Menschen für Rhythmus und Musik so empfindlich gemacht hat? Hierzu gibt es viele Theorien. Einige davon sollen an dieser Stelle nicht unerwähnt bleiben.

Rhythmusgefühl durch Herzschlag?

Eine Theorie geht davon aus, dass der Mensch bereits im Mutterbauch durch deren Herzschlag an ein regelmäßig auftretendes rhythmisches Pochen gewöhnt wird. Hiergegen spricht, dass dies bei allen Säugetieren der Fall ist und vorwiegend der Mensch sich durch rhythmische Empfindsamkeit auszeichnet. Und abgesehen davon Singvögel, die keine Säugetiere sind und daher den Herzschlag ihrer Mutter nicht hören, musikalischer zu sein scheinen, als manche Menschen.

Eine andere Theorie besagt, dass das Gehen auf zwei Beinen dem Menschen das Taktgefühl beschert hat. Auch hier ist es schwierig zu erklären, warum nicht alle Tiere zumindest eine Art des Rhythmusgefühls entwickelt haben. Schließlich laufen sie alle und sei es auf vier Beinen (was zwar zu einem anderen Rhythmusgefühl hätte führen können, dies aber nicht getan hat).

Der soziale Aspekt von Rhythmusgefühl

Werfen wir einen Blick auf indigene Kulturen, so wird schnell klar, welchen Zweck Rhythmus und Musik im allgemeinen in den ursprünglichen Kulturen erfüllt haben könnte.

Rhythmus in Songs

Denn dort wird Musik und rhythmischer Tanz zu Stammesritualen aufgeführt. Die Vermutung liegt also nahe, dass Rhythmus und Musik einen sozialen Zweck zum Stammeszusammenhalt erfüllt haben.

Weiter liegt nahe, dass Musik und Rhythmus auch dem menschlichen „Balzverhalten“ gedient haben könnten. Schließlich kommt man sich beim Tanz häufig nahe und kann durch besonders rhythmische Bewegungen Eindruck beim anderen Geschlecht schinden.

Musiktheorie Rhythmus und Groove

Schauen wir uns die heutige Musik an, so verdeutlicht sich, dass Musik diese Zwecke auch heute noch erfüllt: Personengruppen grenzen sich sozial von anderen auch dadurch ab, dass sie eine bestimmte Musikart hören. Und das gilt beileibe nicht nur für Jugendliche.

Sei es der Banker, der auf seiner Party jazzige Dinnermusik laufen lässt oder die Society Lady, die auf klassische Musik setzt. Seien es die Jugendlichen, die Gothic oder Hiphop hören oder trendige Dubstep-Fans; Musik hilft, sich mit einer Gruppe zu identifizieren und irgendwo „dazuzugehören“. Dass seit mindestens Jahrzehnten in den Diskotheken und auf Tanzveranstaltungen Beziehungen, ja gar Familien, begründet werden, braucht an dieser Stelle nicht extra erwähnt zu werden.

Der Groove

Die heutige Popmusik und deren Teilvorgänger, der Jazz, sind eine Mischung aus afrikanischen Einflüssen in Verbindung mit der westlichen Musik. Entstanden in Amerika, vermischten Nachfahren der aus Afrika eingeschifften Sklaven Rhythmen und andere afrikanische Einflüsse mit der klassischen Musik und der amerikanischen Volksmusik.

Es wäre falsch zu behaupten, dass der Rhythmus an sich erst durch die afrikanischen Kultureinflüsse Einzug in die westliche Musik gehalten hätte. Denn auch die klassische Musik hat eine rhythmisches Grundgerüst als Struktur. Dieses rhythmische Grundgerüst wurde (und wird) allerdings sehr viel flexibler gehandhabt. Ein Dirigent gibt in der klassischen Musik mit seinem Taktstock den Takt und das Tempo des gesamten Orchesters vor.

Die erste Veränderung: Ragtime

Die afrikanischen Rhythmen änderten dies. Erst allmählich in Form des in Amerika entstandenen Ragtime, der allerdings auch auf europäische Marschmusik zurückführbar ist, und anschließend immer stärker durch eine sich selbstständig entwickelnde Synkopierung (was das ist, lernen wir später in diesem Artikel) des Jazz hin zum Swing, während in Europa und bis dahin auch in Amerika vor allem binäre Rhythmen Verwendung fanden.

Hier ein Beispiel für Ragtime. Man hört klar, dass die Struktur sehr auf den Punkt ist – aber schon ein paar Einflüsse des sich entwickelnden Swing trägt:

Auch was binäre Rhythmen sind werden wir noch in diesem Artikel lernen. Grob gesagt sind binäre Rhythmen linear und gerade – wie beispielsweise das klassische „Hummtata Hummtata“ in einem Marschlied. Ternäre Rhythmen hingegen triolisch mit einem „Laidback“-Feeling – also vorwiegend bekannt aus Swing und Raggae (und vielen andere Stilen).

Im Gegensatz dazu, ein Beispiel für Swing am Klavier. Das leicht verzögerte Swing-Feeling stellt sich etwa ab der 43. Sekunde ein:

Festes Tempo existiert seit etwa 100 Jahren

Das starre Mitlaufen eines Metronoms im Musikbereich ist also in etwa so alt wie die populäre Musik – also Jazz, Rock und Pop. Insgesamt etwas mehr als 100 Jahre. Auch das Schlagzeug, so wie wir es kennen, ist noch nicht so alt. In den alten Kapellen und Orchestern wurden die Schlaginstrumente häufig aufgeteilt. So ist in einer Marschkapelle beispielsweise die Bassdrum unabhängig von der Snare.

Und auch die Becken werden von einem weiteren Individuum gespielt. Das was wir heute in einem einzigen Schlagzeug vereinigen, wurde also früher von mehreren Personen gespielt. Erst mit der Entstehung des Jazz vereinigte man diese unterschiedlichen Funktionen in einem einzigen Instrument, dem Schlagzeug. Schlagzeuger bedienen also eigentlich mit ihren Körperteilen nicht etwa ein Instrument, sondern eine Vielzahl an einzelnen Instrumenten.

Der Groove eines Songs ist aber viel mehr als lediglich das, was das Schlagzeug spielt. Denn natürlich sind auch andere Instrumente, wie die Gitarre oder das Klavier – ja, sogar der Gesang, am Rhythmuseindruck beteiligt. Das komplette Arrangement eines Liedes trägt also zum Feeling des Groove bei.

Der Beat

Allem zu Grunde liegt der Beat. Hierbei handelt es sich um die grundsätzliche Zeiteinheit der Musik. Es ist der Puls des Liedes. Würde man eine Abfolge an Tönen, die immer im gleichen Abstand zueinander stehen, abspielen, so würde Dein Gehirn früher oder später damit beginnen, dieses fortlaufende Rhythmusmuster in Einheiten von jeweils vier Schlägen oder drei Schlägen zu strukturieren. Dein Gehirn würde also aus einem- ohne besondere Akzente- fortlaufenden Puls, kleine rhythmische Einheiten bilden.

Aus irgendeinem unerfindlichen Grund strebt also das Gehirn und die menschliche Auffassungsgabe nach rhythmischen Einheiten von drei oder vier Schlägen. Dies spiegelt sich in der Musik durch die Beliebtheit des 3/4 und 4/4 Takts wider. Man teilt dabei also die Schläge in Portionen von jeweils drei oder vier Schlägen in einen Takt ein. Diese drei oder vier Schläge sind die drei oder vier Viertel, die einen kompletten 3/4 oder 4/4 Takt füllen.

Musiker haben aber auch immer wieder mit anderen Taktmaßen experimentiert. Hör dir beispielsweise den Jazzstandard (das bezeichnet Standard-Songs im  Jazzbereich) „Take Five“ von Paul Desmond an und zähle dabei mit. Vielleicht wird dir auffallen, dass die Takte sich nach fünf Zählzeiten wiederholen. Es handelt sich hier also um einen unüblichen 5/4 Takt.

Hier „Take Five“ auf YouTube. Zähle ruhig mit. Denn es fällt kaum auf, dass es sich um einen 5/4 Takt handelt. Also: 1, 2, 3, 4, 5 – 1, 2, 3, 4, 5 – 1, 2, 3, 4, 5 …

Auch in der Popmusik wurde mit dem Taktmaß experimentiert, wie das 7/4 Taktmaß in „Money“ von Roger Waters beweist:

Money (markantes Drumpattern im ungewöhnlichen 7/4 Takt)

Hier auf YouTube. Auch hier mitzählen. 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7 – 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7 – 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7…

Schauen wir uns nun ein paar Begriffe an:

Downbeat

Der Downbeat ist die erse Zählzeit eines Taktes. Der Begriff „Downbeat“ stammt von der nach unten gerichteten Bewegung eines Taktstocks, die ein Dirigent zur ersten Zählzeit eines Taktes ausführt. In einem Vierviertel Takt: „1, 2, 3, 4“ – ist der Downbeat also jeweils die „1“.

On-Beat und Off-Beat

Die Begriffe „On-Beat“ und „Off-Beat“ sind in der Musik unterschiedlich definiert. Manchmal sieht man die Definition, dass Noten und rhythmische Werte die auf den Zählzeiten 1, 2, 3 oder 4 eines 4/4 Takts erklingen als „On-Beat“ bezeichnet werden und demgegenüber die Noten stehen, die genau nicht zu den Zählzeiten, sondern dazwischen erklingen. Es sind dies also zum Beispiel Achtelnoten und Sechzehntel Noten, die zwischen den Hauptschlägen (1, 2, 3, 4) des Takts ertönen. Im Extremfall erscheinen sie genau dazwischen also auf die so genannte „Und“-Zählzeit.

Denn teilt man einen Takt statt in vier, in acht gleich große Teilbereiche auf, so erhält man acht Achtel. Die erste, die dritte, die fünfte und die siebte Zählzeit sind in dem Fall „On-Beat“. Die Zählzeiten dazwischen sind „Off-Beat“ und werden häufig als: „Und“ gezählt. Aus einem „1, 2, 3, 4, 1, 2, 3, 4, 1, 2, 3, 4“ wird dann also ein „1 und 2 und 3 und 4 und 1 und 2 und 3 und 4 und 1 und 2 und 3 und 4 und“. Der Offbeat fällt in diesem Fall auf die „und“s.

Zählzeiten 1 und 3

Eine andere Definition, der wir uns hier anschließen möchten, ist die Festlegung der Zählzeiten „1“ und „3“ in einem 4/4 Takt als „On-Beats“.

Der Downbeat (also die Zählzeit „1“) hat dabei die stärkste Gewichtung innerhalb des Taktes. Zu Beginn eines Taktes ist beispielsweise ein Akkordwechsel am Wahrscheinlichsten und wird vom Gehör am ehesten erwartet. Die zweitstärkste Gewichtung ist die Zählzeit „3“ innerhalb eines 4/4 Takts. Die Wahrscheinlichkeit für Akkordwechsel ist hier am zweitgrößten.

In diesem Erklärmodell werden nun die Zählzeiten „2“ und „4“ als Off-Beat bezeichnet. Sie sind in ihrer Wichtigkeit für den Takt weniger bedeutend. Noch weniger bedeutend sind all jene Zählzeiten, die weder auf dem On-Beat (Zählzeiten „1“ und „3“), noch auf dem Off-Beat (also den Zählzeiten „2“ und „4“) erscheinen. Damit sind also alle achtel und sechzehntel Noten dazwischen gemeint. Ein Akkordwechsel wird also in den wenigsten Fällen auf die „2“ oder „4“ kommen und noch weniger auf die Zählzeiten dazwischen.

Backbeat

Das, was im ersten Erklärmodell unter im Punkt 1.3.1 „Off-Beat“ genannt wird, heißt im von uns bevorzugten Modell: „Backbeat“. Es sind hier also die Zählzeiten auf dem Off-Beat (also der „2“ und „4“) gemeint und alles, was nicht auf der „1“ und „3“ ist. Auf „2“ und „4“ erklingt in der Popmusik normalerweise vor allem die Snare-Drum. Dass in der „Popmusik“ aber auch Instrumente den Backbeat spielen, war ab Ende der 1930er Jahre ein neues Konzept. Beispiele finden sich unter anderem im Gospel, Reggae.

Auftakt

Der Auftakt ist ein Takt, der meist vor dem eigentlichen Start des Songs erscheint und nicht vollständig ist (also beispielsweise in einem 4/4 Takt nur aus 2/4 besteht). Die fehlenden Notenwerte können am Ende einer Komposition als Pause eingefügt (oder, wenn auch theoretisch nicht ganz korrekt, einfach weggelassen) werden.

Binär und Ternär

Rhythmik kann entweder binär oder ternär sein. Bei binärer Aufteilung werden die Impulse eines Taktes in durch den Faktor zwei teilbare Teile unterteilt. Bei ternärer Aufteilung hingegen in drei. Früher gab es in Europa und dessen Kolonien lediglich binäre Grooves – dies vor allem bei der klassischen Musik und der südamerikanischen Musik (Tango, et cetera). Durch afroamerikanische Einflüsse formte sich bald der Swing, der ternär aufgebaut ist. Die Popmusik der 1960er Jahre war dann vor allem durch ternäre Rhythmen geprägt. So vor allem der Rock’n’Roll, der Shuffle und natürlich der Swing.

Mit der Entwicklung in den 1970er Jahren wurden die Rhythmen in der Popmusik wieder binär. Heutzutage sind die Rhythmen vor allem binär, wobei allerdings vielerlei Synkopen in der Melodie Anwendung finden.

Tempi

In klassischer Musik

In der klassischen Musik wird die Tempoangabe auf italienisch angegeben. Hierbei handelt es sich um Anhaltspunkte (in aller Regel) für den Dirigenten. In der Popmusik überwiegt die Angabe in Beats per Minute. Trotzdem lohnt es sich natürlich, auch die Angaben auf italienisch zumindest einmal gesehen zu haben, da sie teilweise auch manchmal in der Popmusik Anwendung finden. Hier sind sie:

Langsame Tempi:

Larghissimo = sehr breit
Grave = schwer
Largo = breit
Larghetto = etwas breit
Lento = langsam
Adagio = langsam, ruhig
Adagietto = ziemlich ruhig, ziemlich langsam

Mittlere Tempi:

Andante = gehend, schreitend
Andantino = ein wenig schneller als Andante
Moderato = mäßig
Allegretto = etwas langsamer als Allegro

Schnelle Tempi:

Allegro = schnell, urspr. munter, fröhlich
Vivace, vivo = lebhaft, lebendig
Vivacissimo = sehr lebhaft, sehr lebendig
Presto = sehr schnell, geschwind
Prestissimo = äußerst schnell

Auch Tempoänderungen werden in der klassischen Musik auf italienisch bezeichnet:

Beschleunigende Tempobezeichnungen

accelerando (accel.) = beschleunigend
stringendo (string.) = eilend, vorwärts drängend
più mosso = bewegter
poco più = etwas mehr

Verzögernde Tempobezeichnungen

poco meno = etwas weniger
meno mosso = weniger bewegt
più lento = langsamer
calando = langsamer und leiser werden
allargando = breiter werdend
rallentando (rall.) = verbreiternd, verlangsamend
ritardando (rit.) = langsamer werdend
ritenuto = zurückhaltend

Allgemeine Tempobezeichnungen

alla marcia = marschmäßig
a tempo = im ursprünglichen Zeitmaß
tempo primo/tempo I = zum Anfangstempo zurückkehren
rubato = frei (nicht im strengen Zeitmaß)
ad libitum = nach Belieben schnell
alla breve = zur Hälfte (zwei Zählzeiten gelten nur noch als eine)
doppio movimento = doppelt so schnell

BPM
Beats per Minute (BPM) ist – im Gegensatz zu den italienischen Bezeichnungen in der klassischen Musik, die eher eine tendenzielle, subjektive Einschätzung des Dirigenten erfordern, eine exakte Tempobezeichnung. Beats per Minute heißt übersetzt Schläge pro Minute. 60 bpm sind also 60 Schläge pro Minute – ergo: ein Schlag pro Sekunde. In einem 4/4 Takt sind das 60 Viertelnoten pro Minute oder vier Schläge/ Viertelnoten in vier Sekunden. Da vier Viertelnoten in einem Takt sind, sind das 15 Takte pro Minute (15 Takte à 4 Schläge = 60 Schläge). So lässt sich das Tempo exakt definieren und mittels jedem Metronom wiedergeben.

Synkopen

Keine Angst vor diesem allzu wissenschaftlich klingenden Namen. Synkopen sind in der heutigen Popmusik so selbstverständlich, dass sie vielen überhaupt nicht auffallen. Lediglich, wenn sie fehlen würden, würde man sie bemerken. Synkopen sind geringe rhythmische Verschiebungen von Noten nach vorne oder hinten. So entsteht eine Akzentverschiebung des Taktes, der ja, wie wir wissen, seine stärksten Impulse auf der ersten und dritten Zählzeit hat und seine zweitwichtigsten Impulse auf der zwei und der vier.

Synkopen funktionieren einfach mit der Erwartungshaltung des Gehörs, dessen Erwartungen -wie so oft in der Musik- manchmal erfüllt und manchmal eben genau nicht erfüllt werden sollen (durch die Synkopen, die zu früh oder zu spät kommen).

Der Swing hat dabei die leichte Verschiebung nach hinten geprägt. So werden Töne leicht verzögert oder ein wenig verspätet gesungen und gespielt, wodurch ein „Laidback“-Feeling entsteht.

Popmusik hat starke Einflüsse aus der lateinamerikanischen Musik

Die lateinamerikanische Musik hat im Gegensatz dazu die bezeichnende Eigenschaft der Synkopenverschiebung nach vorne. Noten werden also bereits früher gesungen, als das Gehör sie vermuten würde. So entsteht ein Feeling, das das Lied nach vorne antreibt.

Insbesondere die lateinamerikanische Synkopenverschiebung ist aus der heutigen Popmusik nicht mehr wegzudenken. Ein häufig genanntes Beispiel sind hier die unterschiedlichen gesanglichen Interpretationen des Songs „Killing Me Softly“ – einerseits von Roberta Flack in den 1970ern und andererseits von den Fugees in den 1990ern. Hört man sich beide Versionen an, so erkennt man schnell, dass Roberta Flack in ihrer Interpretation sehr viel sparsamer mit der Synkopierung umgeht.

YOUTUBE: Roberta Flack – Killing Me Softly auf YouTube suchen
ITUNES: Roberta Flack – Killing Me Softly auf iTunes
SPOTIFY: Roberta Flack – Killing Me Softly auf Spotify

Der Song klingt viel „gerader“, die Noten kommen meistens so, wie sie auf dem Notenblatt notiert wären (binär und nicht synkopiert).

Während die Fugees-Sängerin Lauryn Hill sehr stark lateinamerikanisch synkopiert singt. Die Noten werden häufig nach vorne gezogen und etwas früher gesungen, als beispielsweise in der Version von Roberta Flack. Manche Menschen würden sagen, dass die Interpretation von Lauryn Hill mehr „Soul“ hat und genau dieser „Soul“ wird durch die Synkopierung erzeugt.

YOUTUBE: The Fugees – Killing Me Softly auf YouTube suchen
ITUNES: The Fugees – Killing Me Softly auf iTunes
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Drumcomputer und Loops

Mit dem Einhalt der computer- und digitalen Technologie in die Musik, haben sich mehr und mehr sogenannte Drumcomputer etabliert. Diese Geräte funktionieren so, dass entweder ein synthetischer Klangerzeuger die Geräusche, die die einzelnen Elemente eines Schlagzeugs erzeugen, nachahmt (vor allem in älteren Geräten) oder in den meisten Geräten, ein Sample (also eine Audioaufnahme) unter bestimmten Umständen abgespielt wird. Wann dies geschieht, legt man vorher fest. Man programmiert das Gerät also so, dass beispielsweise auf die erste und dritte Zählzeit der Sound einer Bassdrum ertönt und auf die zweite und vierte Zählzeit der Sound einer Snaredrum.

Einer der ersten programmierbaren Drumcomputer war Rolands TR-808. Du kannst ihn zum Beispiel hier im Hintergrund hören:

Der TR-808 hat den Sound einer ganzen Generation an Songs mitgeprägt und sein Klang erinnert sofort an die 1980er Jahre. Auf der anderen Seite waren die frühen Generationen an Drumcomputern natürlich vor allem in ihren Klangsamples beschränkt.

Fast jeder Popsong verwendet eine Form von Drumcomputern

Die weiteren Entwicklungen gingen natürlich Hand in Hand mit der digitalen Revolution rapide voran. Mittlerweile sind die meisten Drumcomputer digital in Software eingebettet und sogar in der Lage selbständig für Variation zu sorgen. Sie sind daher vor allem während des Songwriting eine gute Möglichkeit, um einen Schlagzeuger zu ersetzen und trotzdem einen gewünschten Effekt zu erzielen.

Auf der anderen Seite muss natürlich erwähnt werden, dass ein Drumcomputer niemals einen echten Schlagzeuger ersetzen kann. In manchen Stilen ist dies erwünscht – zum Beispiel bei Techno oder Dubstep. Wobei auch hier natürlich mit echten Schlagzeugern experimentiert werden kann und sollte.

Abgesehen von den Drumcomputern existieren auch Loopmachines. Hier ist das Konzept, wie der Name vermuten lässt, die Wiederholung eines aufgezeichneten Drumpatterns. Die Verwendung von Loops geht auf die jamaikanische Dubmusik und später den Hiphop zurück. Mittlerweile werden nicht nur Drumpatterns geloopt, sondern auch ganze musikalische Phrasen. Hier gilt natürlich das gleiche, wie eben erwähnt. Loops können gute Werkzeuge und stilistisch wichtig sein und sie können im Songwriting eine einfache Möglichkeit darstellen, um einen Song mit einem passenden Groove zu unterlegen. Alternativ sollte man aber immer einen echten Schlagzeuger in Betracht ziehen, um den Groove lebendig zu machen.

Abschließend

Der Groove hat sich im Laufe der Entwicklung der Popmusik häufig verändert und immer lagen ihm die folgenden Komponenten zugrunde: Der Beat und das Spielen mit der Erwartungshaltung der Gehörs. Noch deutet nichts darauf hin, dass die binären Rhythmen in der Popmusik bald wieder durch ternäre ersetzt werden. Aber es könnte natürlich durchaus sein. Und auch sonst werden sich sicherlich neue Formen und Arten des Rhythmus‘ und des Grooves entwickeln. Es gilt daher, wie immer in der Musik, den Status Quo in Frage zu stellen und kreativ mit den Möglichkeiten zu experimentieren, um neues zu schaffen.