Reime finden für Songs

|

Reime finden für Songs kann eine Herausforderung sein. In diesem Artikel wirft musikwissen.com daher einen Blick auf Reime. Denn gute Reime können einiges zum Song beitragen. Nicht nur die Geschwindigkeit lässt sich so steuern, sondern auch auf den Song insgesamt einwirken. Wenn Du beim Songwriting jemals Probleme mit dem Finden von Reimen gehabt hast oder Deine Reime improvisiert wirkten, ist dieser Guide genau richtig.



Braucht es überhaupt Reime?

Eine der ersten Fragen die sich bezüglich des Schreibens von Songtexten stellen, ist die, ob sich die Songtexte reimen müssen oder nicht. Nun ist natürlich klar, dass im Songwriting erstmal nichts muss, sondern alles kann. So gibt es für beide Arten Beispiele von erfolgreichen Songs.

Eines der berührendsten Liebeslieder, umfasst keinen einzigen Reim:
YOUTUBE: Roberta Flack – The First Time Ever I Saw Your Face auf YouTube suchen
ITUNES: Roberta Flack – The First Time Ever I Saw Your Face auf iTunes
SPOTIFY: Roberta Flack – The First Time Ever I Saw Your Face auf Spotify

Trotzdem muss festgestellt werden, dass der allergrößte Teil- vermutlich weit über 98% der Songs auf Reimen basieren. Und dies hat gute Gründe. Denn der Text eines Songs ist für die Menschen immer erstmal nur hörbar (und nicht, wie ein Gedicht, lesbar). Reime dienen daher der Orientierung des Ohrs, genauso, wie Zeilenumbrüche bei einem Gedicht der Orientierung der Augen dienen. Denn unter anderem das unterscheidet Songtexte von Gedichten. Ein Gedicht wird in aller Regel gelesen, ein Song gehört.

Aber Reime zu finden ist natürlich häufig eine Herausforderung. Man muss schauen, dass man den Sinn/ die Geschichte, den/ die man durch die Lyrics vermitteln möchte, trotz der Notwendigkeit, Reime zu finden, attraktiv und originell rüberbringen kann.

Viele Songs verwenden klischeebehaftete Reime. Also solche, die in der Vergangenheit schon viel zu oft vorgekommen sind. Und bei denen der Zuhörer quasi schon beim Hören des ersten Wortes den dazugehörigen Reim kennt. Dies ist langweilig für die Zuhörer und somit schlecht für unseren Song. Manchen Songs hört man sogar an, dass sich der Songwriter überhaupt keine Mühe gegeben hat, die Lyrics ansprechend zu gestalten.

Dies geschieht einem als deutscher Muttersprachler natürlich häufiger bei deutschen Liedern, da man die englischen nicht so gut versteht, wie die deutschen. Man kann sich direkt vorstellen, wie der Songwriter fünf Minuten auf dem stillen Örtchen verbracht hat und dabei den Text lieblos daher geschmiert hat.

Mit einem guten Songtext steht oder fällt die Qualität unseres Songs. Ein guter Songtext, kann gute Songs hervorragend machen und hervorragende Songs zu absoluten Evergreens. Ein schlechter Songtext kann gute Songs schlecht machen und schlechte Songs einfach nur noch lächerlich:
Christel Jenniches – Ehrliche Politiker – auf YouTube suchen
Christel Jenniches – Ehrliche Politiker auf iTunes
Christel Jenniches – Ehrliche Politiker auf Spotify

Reimdefinition

Was ist ein Reim?

Reime basieren auf einer Silbenähnlichkeit. Sie verbinden für unser Gehirn und unsere Auffassungsgabe somit zwei Wörter, die eigentlich nichts miteinander zu tun haben. Dies funktioniert auf der bereits bekannten, musikalischen Basis, des Spiels mit Erwartungen.
Das Wort beginnt unterschiedlich und endet doch gleich.

– Love
– Above

Der Beginn eines Wortes darf nicht mit dem Beginn des anderen Wortes übereinstimmen, wenn sich die Wörter reimen sollen. Stimmen auch der Beginn des Wortes überein, so sind es keine Reime mehr, sondern Wiederholungen. Dies gilt allerdings auch bei zusammengesetzten Hauptwörtern, bei denen die Silben des ersten oder idealerweise letzten Hauptworts unterschiedlich sein müssen.

Reim:
– Lieben
– Trieben

Reim:
– Lieben
– Übertrieben

Kein Reim, da die Silben gleich sind:
– Lieben
– Verlieben

Kein Reim, sondern Wiederholung:
– Lieben
– Lieben

Männliche und weibliche Reime

Wir unterscheiden zwischen männlichen und weiblichen Reimen. Diese Begrifflichkeit stammt natürlich nicht von musikwissen.com, sondern ist tatsächlich die offizielle Bezeichnung aus der Verslehre für derartige Reime. Und bevor jetzt der eine oder die andere die Hände über den Kopf zusammenschlägt, sei angemerkt, dass man die männlichen Reime auch als stumpf und die weiblichen Reime als klingend bezeichnet.

Männliche Reime sind jedenfalls Wörter, die einsilbig sind oder Wörter, die auf einer betonten Silbe enden. Weibliche Reime sind hingegen Wörter, die aus mindestens zwei Silben bestehen und auf einer unbetonten Silbe enden.

Beispiele für männliche Reime:

  • Geld/ Held
  • Koch/ Loch
  • Bau/ Rau

Hier Beispiele für weibliche Reime:

  • Flügel/ Hügel
  • Sieben/ Lieben
  • Sangen/ Klangen

Eine dritte Form stellen die gleitenden Reime dar, bei denen es sich um mehrsilbige Wörter handelt, die mehrere Betonungen in einem Wort haben. Ein Beispiel hierfür ist das Wort: „schmerzlicher“.

Stößt Du auf ein solches Wort, so kannst Du entweder ein Reimwort für die letzte betonte Silbe finden (also praktisch den letzten Teil des Wortes als männlichen Reim behandeln)

Beispiel:
schmerzlicher/ sicher

Oder Du kannst einen passenden Reim für sämtliche betonten Silben finden:

Beispiel:
schmerzlicher/ Herz sicher

Oder Du kannst das Wort auf der ersten Silbe reimen:

Beispiel:
schmerzlicher/ herzlicher

Reime als Schlüsselpositionen

Reime stehen bei Liedern oft am Ende einer Verszeile. Alles das, was ganz am Anfang und ganz am Ende einer Verszeile steht, erhält von unserem Gehör besondere Beachtung. Außerdem ist es oft so, wenn auch nicht immer, dass nach einer solchen Verszeile nicht sofort die Melodie weitergeht, sondern zunächst ein kurzer instrumentaler Teil (also eine Pause der Melodie) folgt. Ist dies der Fall, so hat das letzte Wort eine noch wichtigere Bedeutung, da es während des kurzen instrumentalen Teils, bevor die nächste Verszeile beginnt, im Gehirn des Hörers weiterklingt.

Reime sind außerdem ein maßgeblicher Orientierungspunkt für das Ohr beim Hören des Songs. Sie nehmen daher eine ganz besonders wichtige Position innerhalb des Songtextes ein. Umso schlimmer, dass sie oft nur als „Mittel zum Zweck“ betrachtet und lieblos der Kontext um Sie herum gepfuscht wird.

Langweilige Reime

Viele Reime, die wir in Liedern hören, sind eher langweiliger Natur. Dies liegt zum einen darin begründet, dass die Songtexter sich wenig Mühe mit den Reimen geben. Zum Beispiel dahingehend, dass sie der Meinung sind, das Finden von Reimen sei nur dann eine kreative Eigenleistung, wenn es ohne ein Reimlexikon von statten geht. Das Problem mit dieser Herangehensweise ist, dass der Mensch dazu neigt Reime so zu bilden, dass lediglich ein Buchstabe am Anfang hinzugefügt oder weggenommen wird. Daraus entstehen dann immer die ähnlichen Reime. Beispiel:

Reimwort: Watte.

Will man nun ein sich reimendes Wort auf das Wort Watte finden, so wird man in aller Regel so vorgehen, dass man die Buchstaben des Alphabets von A bis Z dem Wort „Atte“ voranstellt. Also: Gatte, hatte, Latte, Matte, Ratte, satte.

Auf diese Art und Weise haben es schon sehr viele Textdichter vor Dir gemacht, weswegen bei den Wörtern, die häufiger in Songs vorkommen, als Watte – wie beispielsweise Liebe, Herz, sein, finden und so weiter meist die typischen, klischeebehafteten Reime auftauchen.

Beispiele gefällig?

ein/ sein
finden/ binden
Frage/ Tage
so/ wo
verzeihen/ sein
Dich/ nicht

love/ above
street/ meet
night/ bright
start/ heart
fly/ sky

Zurück zu unserem Beispiel: Watte. Wir versuchten selbst einen passenden Reim zu finden, weil wir der Meinung waren, die Verwendung eines Reimlexikons wäre nicht kreativ genug. Stattdessen haben wir in einem Anflug unglaublicher Kreativität (Achtung, Ironie!) Buchstaben vor das Wort „Atte“ gestellt und kamen auf folgende Ergebnisse: Gatte, hatte, Latte, Matte, Ratte, satte.

Hätten wir hingegen ein Reimlexikon verwendet, so hätten wir unter vielen anderen auch die folgenden Reimwörter erhalten: Debatte, Platte, Traktate, glatte, bestatte, innehatte, beschatte, begatte, abstatte, ermatte, Fregatte, umschatte, Rabatte – und sogar: knattre, sattle, schnattre, flattre …

Von der angewendeten Kreativität sind also beide Methoden in etwa gleich. Nur erhalten wir bei der einen Methode natürlich sehr viel bessere Ergebnisse, als bei der anderen Methode. Und darauf kommt es an. Denn die Kreativität liegt nicht etwa allein im Finden von Reimen, sondern vor allem darin, wie wir die Reime anschließend in eine gute Geschichte, Melodie und einen guten melodischen Rhythmus bringen.

Interessante Reime

Stell Dir das einmal so vor. Die Reime sind bei Deinen Songlyrics das, was auf das Gehör am meisten Eindruck macht. Es sind die Schlüsselpunkte Deiner Songlyrics. Darum sollte auf den Reimen auch ein besonderes Augenmerk liegen. Idealerweise sollten allein die Reime schon ausreichen, um den Song ansatzweise zu erklären.

Zeilenenden

Schau Dir folgende Zeilenenden an. Was sagen Sie über die Geschichte des Songs aus?

  • Tag
  • Pausen
  • So
  • Jahr
  • Ferien
  • Froh
  • Will
  • Still
  • Freiheit
  • Hurra
  • Sein
  • Klein
  • Atmen
  • Gehen
  • Sehn
  • Sein
  • Stachelschwein
  • Ein
  • Sein
  • Wald
  • Seen
  • Stiel
  • Länder
  • Krokodil
  • Groß
  • Moos

Insgesamt klingt das doch ein wenig wie ein Kinderlieg. Sehr positiv, fröhlich und vielleicht etwas kitschig. Woher die Enden stammen?

YOUTUBE: Anita & Roy Black & Anita – Schön ist es auf der Welt zu sein auf YouTube suchen
ITUNES: Anita & Roy Black – Schön ist es, auf der Welt zu sein auf iTunes
SPOTIFY: Anita & Roy Black – Schön ist es auf der Welt zu sein auf Spotify

Zeilenenden

Werfen wir einen weiteren Blick auf die Zeilenenden eines Songs:

  • Is
  • Sucht
  • Jenseits
  • Gebucht
  • Lügen
  • Rest
  • Fest
  • Fest
  • Kommt
  • Brennt
  • Träumen
  • Pennt
  • Wartest
  • Lässt
  • Fest
  • Fest
  • Wind
  • Verweht
  • Müde
  • Weitergeht
  • Bett
  • Lässt
  • Fest
  • Fest

Insgesamt ein wenig depressiv, trist, voll enttäuschter Hoffnung. Hier die Auflösung, woher die Zeilenenden stammen:

YOUTUBE: Ton Steine Scherben – Halt dich an deiner Liebe fest auf YouTube suchen
ITUNES: Ton Steine Scherben – Halt dich an deiner Liebe fest auf iTunes
SPOTIFY: Ton Steine Scherben – Halt dich an deiner Liebe fest auf Spotify

Arbeitsweise umkehren

Häufig ist es ja so, dass man den Song oder zumindest die Rahmenpunkte der Melodie quasi schon fertig hat und sich dann an das Schreiben der Songlyrics macht. Jetzt muss man also schauen, dass man ein Thema findet, das zu der Melodie und den Harmonien passt (sofern es nicht schon vorhanden ist). Also fängt man an, einen Satz zu schreiben, der zur Melodie passt und der auf ein bestimmtes Wort aufhört.

Als ich das erste Mal in Deine Augen sah…

Okay, soweit so gut. Zu diesem Wort benötigt man nun natürlicherweise einen Reim. Also probiert bei wenig rum und nimmt dann schnell, ein passendes Wort: „klar“.

Als ich das erste Mal in Deine Augen sah…
da war mir plötzlich tief im Herzen wieder klar…

Nun haben wir also schon zwei Verszeilen. Zeit für einen neuen Reim.

Das Funkeln Deiner Augen, hält die Zeit für mich an…

Und ein dazu passender Reim… kurz überlegen: „kann“.

Das Funkeln Deiner Augen, hält die Zeit um mich an…
Und ich verlier mein Herz, weil ich nicht widerstehen kann.

Sehr gut! Nicht mal fünf Minuten Arbeit und wir haben schon folgenden ersten Vers:

Als ich das erste Mal in Deine Augen sah…
da war mir plötzlich tief im Herzen wieder klar…
Das Funkeln Deiner Augen, hält die Zeit um mich an…
Und ich verlier mein Herz, weil ich nicht widerstehen kann.

Die bezeichnenden Schlüsselpunkte in unserer Strophe bestehen also aus den Wörtern: Sah/ Klar, An/ Kann. Wie wir jetzt gelernt haben, ist dies nicht gerade Erfolg versprechend für unseren Lyrics. Oder in einem Wort: „Langweilig!!“.

Also gehen wir die Sache doch nun einmal von einer anderen Perspektive an.

Wie wäre es, wenn wir die Grundgeschichte, die uns mit diesem Song vorschwebt, aufschreiben und anschließend nach passenden Wörtern mitsamt deren Reimen schauen? So hätten wir zwar zugegebenermaßen im Vorhinein ein wenig Arbeit zu investieren, könnten aber anschließend im Vers sehr flexibel auf gut zueinander passende Reime zugreifen. Nun würde also nicht mehr die dringende Suche nach einem Reim den Inhalt des Verses bestimmen, da die Reime bereits festgelegt wären.

Nehmen wir also in obigen Beispiel an, dass das Lied darum gehen soll, dass der Sänger sich auf einem Fest auf den ersten Blick in eine der Anwesenden verliebt hat, sich aber nicht getraut hat sie anzusprechen und nun verzweifelt nach ihr sucht. Mit dieser Geschichte machen wir uns eine Wortliste, die dazu passen könnte.

Also zum Beispiel:
– Blick („den ersten Blick“)
– ignoriert
– Angst
– schüchtern
– gesucht
– verloren
– gegangen

Zu diesen Wörtern konsultieren wir nun unser Reimlexikon und Listen alle möglichen Reime auf, die inhaltlich passen. Diese Liste könnte nun beispielsweise so aussehen:

Blick („den ersten Blick“)

  • chic
  • dick
  • fick (ups!)
  • Kick
  • Flick
  • knick
  • klick
  • quick
  • schick
  • Schrick
  • Slick
  • Stick
  • Strick
  • Tick
  • Trick
  • Zwick
  • Comic
  • Epik
  • erschrick
  • Geschick
  • Grafik
  • Kolik
  • Kritik
  • Kubik
  • Logik
  • Mimik
  • Musik (gut!)
  • Panik (gut!)
  • Tragik (gut!)
  • zerknick

ignoriert

  • friert
  • giert
  • schmiert
  • stiert
  • viert
  • ziert
  • addiert
  • amtiert
  • basiert
  • beschmiert
  • blamiert (gut!)
  • blasiert
  • blessiert
  • blondiert
  • borniert
  • brilliert
  • bronziert
  • broschiert
  • brüskiert (gut!)
  • diktiert
  • fixiert
  • flankiert
  • frittiert
  • frottiert
  • gastiert
  • geliert
  • glasiert
  • goutiert
  • hausiert
  • hofiert
  • jongliert
  • kreiert
  • mattiert
  • moniert
  • pausiert
  • pressiert
  • probiert
  • punktiert
  • regiert
  • rotiert
  • saniert
  • signiert
  • sinniert
  • souffliert
  • tangiert
  • abkassiert
  • abserviert
  • abtrainiert
  • agitiert
  • amüsiert (gut!)
  • anvisiert
  • assistiert
  • attackiert
  • aufpoliert
  • auftoupiert (gut!)
  • einkassiert
  • etabliert
  • existiert
  • garantiert
  • illustriert
  • imitiert
  • infiziert (gut!)
  • informiert
  • involviert
  • irritiert
  • isoliert
  • jubiliert
  • komprimiert
  • kondoliert
  • konfisziert
  • konstruiert (gut!)
  • konzertiert
  • konvertiert
  • lizenziert
  • musiziert
  • motiviert
  • reagiert
  • reklamiert
  • salutiert
  • terrassiert
  • therapiert
  • wegrasiert
  • wohldosiert

Angst

  • klangst
  • langst
  • prangst
  • sangst
  • schlangst
  • belangst
  • entsprangst
  • erklangst
  • erlangst
  • gelangst
  • umsprangst
  • zulangst
  • anbelangst
  • sprangst

schüchtern

  • nüchtern
  • Züchtern
  • ernüchtern

gesucht

  • bucht
  • flucht
  • betucht
  • gebucht
  • geflucht
  • umbucht
  • verbucht
  • Verflucht
  • verflucht
  • verrucht
  • abgebucht
  • ausgebucht
  • eingebucht
  • gottverflucht
  • gutbetucht
  • umgebucht
  • wohlbetucht
  • überbucht

verloren

  • bohren
  • Foren
  • froren
  • Ohren
  • Poren
  • Rohren
  • schoren
  • schworen
  • schmoren
  • abschoren
  • abschworen
  • anschmoren
  • beschworen
  • Doktoren
  • durchbohren
  • durchfroren
  • durchschmoren
  • Emporen
  • entchloren
  • erfroren
  • erkoren
  • Faktoren
  • Furoren
  • geboren
  • gefroren
  • gegoren
  • gekoren
  • geschoren
  • geschworen
  • Juroren
  • Pastoren
  • Rotoren
  • Tresoren
  • Tumoren
  • verfroren
  • vergoren

gegangen

  • bangen
  • drangen
  • Fangen
  • hangen
  • klangen
  • langen
  • prangen
  • sangen
  • schlangen
  • schwangen
  • sprangen
  • Stangen
  • Wangen
  • zwangen
  • abfangen
  • abhangen
  • abrangen
  • absangen
  • absprangen
  • anfangen
  • anhangen
  • anlangen
  • armlangen
  • ansprangen
  • besangen
  • belangen
  • durchdrangen
  • durchlangen
  • entsprangen
  • erlangen
  • erzwangen
  • gelangen
  • verfangen
  • verhangen
  • abgefangen
  • abgehangen
  • Menschenschlangen
  • meilenlangen
  • tagelangen
  • überhangen

Nun haben wir bereits einen kleinen Werkzeugkasten an guten Reimen, die wir an den Schlüsselstellen unseres Songs platzieren können. Die Verse schreiben sich so fast ganz von selbst.

Reimarten

Egal wie man es dreht und wendet es gibt nur eine bestimmte Anzahl an verfügbaren Reimen. Und die meisten guten Reime wurden bereits in der Vergangenheit in der Popmusik verwendet. Wie entkommen wir diesem Dilemma? Nun, die Antwort darauf ist relativ einfach: es gibt nämlich nicht nur die reinen Reime, sondern auch ihre Verwandten, die unreinen Reime. Dabei handelt es sich natürlich nicht um qualitativ schlechtere Reime. Es geht lediglich darum, dass diese unreinen Reime sich etwas weniger reimen, es aber keineswegs schlecht für den Song sein muss, sondern ihn sogar besser klingen lassen kann.

Reine Reime

An den Wörtern ist alles gleich, außer dem Beginn. Beispiel: Suppe/ Puppe.

Unreine Reime

Verwandte Konsonante

Verwandte Reime zeichnen sich dadurch aus, dass der Anfang der Worte unterschiedlich ist, der Vokal der Gleiche und das, was nach dem Vokal kommt phonetisch verwandt. Es ist also alles gleich wie beim reinen Reim mit Ausnahme der Tatsache, dass das, was nach den Vokal folgt, nicht identisch, sondern phonetisch verwandt ist.

Beispiel:
Nase/ Hase = reiner Reim
Nase/ Harfe = Verwandter Reim

Phonetische Verwandtschaft

Plosive

Bestimmte Buchstaben werden durch eine förmliche Explosion von Luft gebildet. Diese Buchstaben sind: b, d, g, p, t und k.

Die Buchstaben „b“ und „p“ werden so gebildet, dass sich eine bestimmte Menge an Luft im Mund sammelt, während die Lippen geschlossen sind. Durch leichte Öffnung des Mundes wird diese Luft nun aus dem Mund gelassen, wodurch der charakteristische Klang des jeweiligen Buchstabens entsteht. Der einzige Unterschied zwischen „b“ und „p“ liegt in der Intensität dieser Explosion. Bei „b“ ist sie weniger stark als bei „p“.

Die Buchstaben „d“ und „t“ werden auch ähnlich gebildet. Hierbei wird die Zungenspitze an den vorderen Teil des Rachens gedrückt, während sich Luft im Mund sammelt, die durch Herunterschnalzen lassen der Zunge aus dem Mund entweichen kann. Auch hier besteht der Unterschied lediglich darin, wie intensiv die Luft entweicht und die Zunge nach unten schnalzt. Bei „d“ weniger intensiv, bei „t“ intensiver.

Die Buchstaben „g“ und „k“ werden durch Herunterhalten der Zunge und die Sammlung und plötzliche Herausgabe der Luft aus dem hinteren Rachenbereich gebildet. Auch hier entscheidend vorwiegend die Intensität dieser Vorgehensweise, welcher Ton entsteht.

Die jeweiligen Paare (b/p, d/t, g/k) sind also mühelos austauschbar. Und auch untereinander sind die in ihrer Intensität ähnlich gelagerten plosiven Laute (also b/ d/ g/ p/ t/ k) austauschbar.

Beispiel:

Reine Reime für Glut:
  • Hut
  • Wut
  • Mut
  • Gut
  • Brut
  • Flut
  • buht
  • Knut
  • muht
  • Nut
  • tut

Austausch des „t“ durch „b“:

  • Bub
  • grub (vergrub, eingrub, …)
  • Schub (Nachschub, Aufschub, …)

Austausch des „t“ durch „d“:

  • lud
  • krud
  • Sud

Austausch des „t“ durch „g“:

  • Bug
  • Flug
  • Lug
  • frug
  • Pflug
  • schlug
  • trug (Betrug, vertrug, …)
  • Zug (Entzug, Durchzug, Vollzug, …)
  • klug

Austausch des „t“ durch „p“:

Austausch des „t“ durch „k“:

  • Spuk
Frikative

Frikative Konsonanten sind solche, bei denen die ausströmende Luft durch einen Mechanismus be- aber nicht verhindert wird. Beim Formen eines „f“ wird beispielsweise die Unterlippe an die oberen Schneidezähne gedrückt und die ausströmende Luft somit behindert. Beim Bilden eines „s“ wird der mittlere Teil der Zunge so gegen den Rachen gedrückt, dass eine Engstelle entsteht, die für den charakteristischen Klang maßgeblich ist: f, s, sch, ch, h, w, r, z.

Beispiel:

Reime für Hals:

  • Walls
  • Schalls
  • Schwalls
  • Stalls
  • als
  • Gehalts

Austausch des „s“ durch „sch“:

  • Falsch

Austausch des „s“ durch „z“:

  • Salz
  • Balz
  • Pfalz
  • Schmalz
  • Walz

Und so weiter.

Nasale

Die nasalen Konsonanten werden unter Zuhilfenahme der Nase gebildet. Dazu gehören im deutschen „m“, „n“ und „ng“ (z.B. „lang“).

Auch die Nasalen lassen sich untereinander austauschen.

Beispiel:

  • Rein/ Leim
  • Reim/ sein
  • lang/ ran
  • Mann/ Kamm

Englische Reime

Die Popmusik hat sich in den USA und dem Vereinigten Königreich entwickelt und auch generell hat der weltumspannende englischsprachige Kulturkreis naturgemäß bessere Chancen auf internationale Vermarktbarkeit. Außerdem ist Musik mit englischen Lyrics auch in Deutschland oftmals leichter zu verkaufen – nicht zuletzt auch deswegen, weil viele die Songtexte nicht verstehen.

Auch hier gibt es reine und unreine Reime. Für uns insbesondere interessant sind natürlich die unreinen Reime, da die reinen Reime ja offensichtlich genauso funktionieren, wie in jeder anderen Sprache auch.

Unreine Reime in der englischen Sprache

Die englische Sprache ist der deutschen sehr ähnlich. Unterschiede bestehen vor allem im „th“ („the“, „thrive“, etc.), dem „z“, das eher ein gesummt klingendes „s“ ist, als das harte, deutsche „z“; und dem „g“, das stimmhafte „gee„.

Die Möglichkeiten für unreine Reime sind daher im Prinzip wie im Deutschen auch: b/p, d/t, g/k sind ebenso austauschbar. Dies gilt auch beim Tausch untereinander also b/ d/ g/ p/ t/ k. Auch Frikative und Nasale verhalten sich gleich.

Reimgeschwindigkeit

Reime sind eine Möglichkeit für Energie in unserem Song zu sorgen. Denn durch die Distanz zwischen zwei Reimen lässt sich Geschwindigkeit erzeugen. Dabei gilt: je weiter ein Reim vom anderen entfernt ist, desto langsamer ist das Gefühl. Je näher also Reime beieinander sind, desto schneller und energiegeladener ist der Song/ die Phrase.

Dies ist insbesondere dann hilfreich, wenn wir im Rahmen von Prosodie agieren möchten oder die Spannung/ Energie einer Songsektion kontrollieren möchten. Im PreChorus, der ja die Energie hin zum Chorus steigern soll, könnte man also beispielsweise die Reime näher aneinanderreihen. Hinsichtlich der Prosodie könnten instabile Teile mit weiter entfernten Reimen und stabilere Teile mit näher zusammenstehenden Reimen repräsentiert werden.

ABCB (langsam)

Bei dieser Reimform reimen sich nur die zweite und die vierte Zeile. Es ist die langsamste Art, um für einen Reim zu sorgen. Diese Reimform eignet sich gut für Verse, da sie nur das Reimen von zwei Zeilen erfordert. So ist man sehr viel freier, um die Story zu erzählen, als wenn sich beispielsweise jede Zeile reimen müsste.

Beispiel (Plot: Jemand wurde betrogen):

Skeptisch und verletzlich, (A)
schau ich Dir in die Augen, (B)
und ich stammle wie in Trance: (C)
Schatz, ich kann Dir nicht mehr glauben (B)

ABAB (schneller)

Die ABAB-Reimform ist vermutlich die, die die meisten „ungelernten“ Songwriter verwenden. Jede zweite Zeile reimt sich. So ist sie schneller, als die ABCB-Reimform und auch gut für Verse geeignet.

Beispiel (Plot: Jemand wurde betrogen):

Skeptisch und verletzlich, (A)
schau ich Dir in die Augen, (B)
und mein Herz das widersetzt sich (A)
Schatz, ich kann Dir nicht mehr glauben (B)

AAAA (noch schneller)

Hier wird durch das Reimen mehrerer Zeilen für Energie gesorgt. Nicht immer lässt sich dann ein inhaltlich sinnvoller Zusammenhang herstellen. Es ist daher wichtig, dass Du hier genau darauf achtest, dass die Reime nicht improvisiert wirken.

Beispiel (Plot: Falsche Hoffnungen werden bitter enttäuscht):

Skeptisch und verletzlich, (A)
mich trifft jedes Wort entsetzlich, (A)
per SMS kommst Du mir letztlich, (A)
mit der Wahrheit und versetzt mich (A)

AABB (noch schneller)

Die AABB-Form splittet die Sektion auf in zwei eigenständige. Das sorgt für Tempo und Energie, da vom lyrischen Gesichtspunkt die Sektion doppelt so schnell abläuft. Ideal also, um im PreChorus oder einem Vers Energie/ Spannung aufzubauen, die z.B. in einen Chorus mündet.

Beispiel (Plot: Eine Beziehung wird überraschend beendet):

Skeptisch und verletzlich, (A)
mich trifft jedes Wort entsetzlich, (A)
Schatz, Du kannst mir das nicht antun (B)
Gestern Liebe, was ist nun? (B)

Reime innerhalb einer Zeile (am Schnellsten)

Am Schnellsten ist die Verwendung von Reimen innerhalb einer Zeile. Nehmen wir dazu die AABB-Form und fügen in der letzten Zeile noch einen Reim innerhalb der Zeile hinzu, um so richtig zu beschleunigen.

Beispiel (Plot: Fans mögen ihren Star nicht mehr):

Skeptisch und verletzlich, (A)
mich trifft jedes Wort entsetzlich, (A)
Fans, Ihr könnt mir das nicht antun (B)
Gestern Ruhm, was ist nun? (BB)

Hamse noch offen?

Denke bei der Suche nach Reimen auch immer daran, dass in Sprachen nicht jedes Wort so gesprochen wird, wie es geschrieben wird. Viele Wörter, die eigentlich zwei und mehr Silben umfassen, werden umgangssprachlich abgekürzt und so in aller Regel um eine Silbe verkürzt. Je weniger Silben die Wörter umfassen, die wir für unsere Songlyrics verwenden, desto einfacher lassen sie sich an die Melodien anpassen. Eine Silbe entspricht nämlich in aller Regel einem Ton.

Beispiel:

  • Haben Sie (3 Silben) = Hamse (2 Silben)
  • Haben (2 Silben) = Hahm (1 Silbe)
  • Ergeben (3 Silben) = Ergehm (2 Silben)

8. Abschließend

Gute Reime sind das A und O in einem Song. Durch die Wahl der Reimform können wir Geschwindigkeit und Energie in einem Song regulieren und durch die Wahl der passenden Reime für eine besonders tiefe Identifikation der Hörer mit dem Song sorgen. Nutze Reimlexika und viele unterschiedliche Quellen (auch im Zusammenhang mit Thesauren), um die perfekten Reime zu finden.