Sieben Strategien für gute Songs

|

Viele sehr gute und sehr erfolgreiche Songs haben sich bereits durch ihren Titel aus der großen Menge herausgehoben. Bis vor einigen Jahrzehnten galt sogar der Grundsatz, dass der Titel und die erste Zeile die wichtigsten Teile eines Liedes sind. Mittlerweile hat sich der Fokus eindeutig auf die Hookline im Chorus verlegt. Trotzdem kann uns bereits ein guter Titel auf die richtige Fährte bringen. Er kann uns inspirieren und der erste Schritt sein, auf dessen Basis ein Lied entsteht. In diesem Artikel werden wir uns bei musikwissen.com sieben Strategien anschauen, mittels derer wir einen potenziell guten Titel finden können. Und wenn du mehr gute Songwriting Tipps lesen möchtest, findest du in unserer Kategorie Songwriting weitere lesenswerte Artikel!



Titel von Büchern und Filmen

Die Verwendung von Buch- und Filmtiteln kann ein fantastischer Startpunkt für einen eigenen Song sein. Du musst das Buch nicht unbedingt gelesen haben, um dessen Titel zur Gewinnung eigener, interessanter Ideen für Songgeschichten zu verwenden. Lass dich inspirieren und entdecke eigene Geschichten, die mit der ursprünglichen Geschichte überhaupt nichts zu tun haben müssen. Manchmal reicht es, wenn man den Klappentext liest, um zu wissen worum es in dem Buch geht. Manchmal reicht allein der Blick auf den Titel. Auch Rezensionen können als Quelle der Inspiration verwendet werden. Bestseller Bücher haben meist eine Geschichte, die einen großen Teil der Bevölkerung einfangen und begeistern konnte. Genau solche Geschichten suchen wir für unsere Songs.

Warum nicht also einmal einem Blick in die eigene Bibliothek oder in die Verkaufsregale des lokalen Buchhändlers werfen? Suche einfach nach Büchern, deren Titel Dich sofort emotional ansprechen und die auf den Bestsellerlisten sind. Was fällt dir zu den jeweiligen Titeln ein? Wenn es nicht gleich auf Anhieb klappt, kannst du auch den Klappentext lesen und schauen, ob die Geschichte Dich einfängt. Ist dies der Fall, überlege, wie Du eine solche Geschichte in einen Song verpacken könntest. Versuche es am besten gleich einmal und vergrößere dein Songportfolio mit zwei oder drei Songs, die auf bekannten Büchern oder Filmen basieren.

Tag, Monat oder Jahreszeit

Auch die Verwendung eines Tages, eines Monats oder einer Jahreszeit in einem Titel, kann zu dessen Einzigartigkeit beitragen.

Jeder kennt die Wochentage und verbindet mit Ihnen ähnliche Konzepte. „Thank God It’s Friday“ hat eine eindeutige Botschaft und bei den wenigsten Menschen in unserer Gesellschaft wird der Freitag negativ behaftet sein. Anders sieht das beispielsweise mit Montagen aus. Auch hier kann man die Gedanken der Massen in einer Botschaft ausdrücken, wie Bob Geldof’s Song: „I don’t like Mondays“ klar beweist.

Gleiches Spiel mit Monaten. Monate kann man exemplarisch mit Emotionen und Situationen verbinden: Im Januar bricht ein neues Jahr an; Dinge ändern sich, Dinge beginnen, Vorsätze werden gemacht, gehalten und gebrochen. Ein Lied, dessen Geschichte davon handelt, wie gute Vorsätze gebrochen werden, würde also beispielsweise perfekt zum Monat Januar passen. „Two Weeks Slim In January“ („Zwei Wochen schlank im Januar“) oder „January Broke Bad Habits“ („Januar brach schlechte Angewohnheiten“). Beides fiktive Titel, der erste etwas kryptischer, der zweite etwas direkter. Und sofort wird klar, wie schnell man eine Songgeschichte vom Titel ableiten kann. „Two Weeks Slim In January“ schreit ja geradezu danach, die Geschichte von jemandem zu erzählen, der versucht hat abzunehmen und dann nach zwei Wochen aufgibt. Der erste Verse könnte davon handeln, wie groß die Verlockungen waren und der zweite dann in einem humorigen Drehpunkt, wie der gute Vorsatz endlich gebrochen wurde. Das ganze verpackt in einem eher fröhlichen Uptempo-Song und schon hat man einen Song, der um die Jahreswende sicherlich Gehör finden würde, da sich viele mit dem Gesagten identifizieren könnten (und manche ihn vielleicht auch als willkommene Ausrede dafür verwenden könnten, ihren guten Vorsatz direkt zu brechen).

Der Februar ist kalt – aber auch der Monat des Schaltjahres. Eine Geschichte am 29. Februar spielen zu lassen, könnte hier ein interessanter Ansatz sein. Passender Titel: „I Met Her In A Leap Year“ („Ich traf sie in einem Schaltjahr“). Oder einfach: „29th of February“.

März bricht meistens der Frühling los, trotzdem ist es oft noch frisch und kühl. Die ersten Blumen sprießen. Ein zaghafter Beginn und das Setting für alles was auftaut, aufblüht und wegschmilzt. Die erste Liebe? Die Schönheit der Natur? Passende Titel: „Love Letters in March“ („Liebesbriefe im März“) oder „My Heart Thawed In March“ („Mein Herz taute im März“) und so weiter.

Der April macht was er will. Auch zu diesem Monat lassen sich interessante Geschichten finden. Fällt dir beispielsweise etwas oder jemand ein, der oder die „macht was er/sie will“? Unwägbarkeiten, Unberechenbarkeit usw. passen ideal zu diesem Monat.

Mai ist der Wonnemonat. Hier finden Werben und Verlieben ihre perfekte Heimat. Das Leben startet, die Welt blüht auf. „May I Love You In May?“ („Darf ich Dich im Mai lieben?“), „May Day May Begin“ („Mai Tag möge beginnen“ – zusätzliches Wortspiel mit dem Wort „Mayday“, einem bekannten Hilferuf) sind einige Wortspiele mit dem Wort „May“.

Juni und Juli stehen ganz im Zeichen des direkten Sommers. Noch fehlt die Vergänglichkeit, noch wird kein Gedanke daran verschwendet, dass der Sommer je vorbei sein könnte. Die hohe Zeit des Jahres. Passende Titel: „Hot In June“ („Heiß im Juni“), „Sun In July“ („Sonne im Juli“) und dergleichen.

Im August hat der Sommer dann seinen Höhepunkt. Sein Ende tritt in Sicht. Es ist trotz der Wärme und des noch immer pulsierenden Lebens Platz für ein wenig Wehmut. Wer denkt beim August nicht an ferne Urlaubsländer und verflossene Urlaubsbekanntschaften? „I Met You In August“ („Ich traf Dich im August“) oder „Our August Skin“ („Unsere Augusthaut“).

Der September ist noch warm, während der Oktober schon klar herbstlich wird. Zeit für Vergänglichkeit, goldene Sonne, Blätter, Gemütlichkeit. Im Vergleich zum November eine warme, noch nicht ganz erloschene Wehmut. Ein Rückblick mit einem Lächeln auf den Lippen. „The Golden Leaves Of October“ („Die goldenen Blätter des Oktober“), „I Remember You In October“ („Ich erinnere mich an Dich im Oktober“) sind nur einige Beispiele von möglichen Titeln.

Der November ist ein kalter Monat, hier frieren Dinge ein, brechen Dinge auseinander. Hier sind Bäume kahl. Hier wüten Herbststürme. „November On My Mind“ („November in meinem Kopf/ November auf meiner Seele“) oder das altbekannte „November Rain“ („November Regen“).

Der Dezember ist dann der Monat des Schnees, der Adventszeit, Besinnlichkeit, Nächstenliebe, der Weihnacht und des neuen Jahrs. Voller Zuversicht, menschlicher Nähe und Liebe – aber auch Kommerz. „A Warm Feeling in December“ („Ein warmes Gefühl im Dezember“) etc.

Wir haben gesehen, wie mit jedem Monat und jeder Jahreszeit eine Verbindung zu den Emotionen aufgebaut werden kann. Dabei gilt: Der Herbst zeigt Vergänglichkeit, der Frühling zeigt das Aufsprießen (von Pflanzen, wie von Gefühlen), im Sommer wird gefeiert und das Leben genossen. Und im Winter ist es frostig; innen, wie außen. Bis auf den Dezember, denn hier sorgt das Weihnachtsfest und die Adventszeit für eine Wärme, die von innen kommt.

Einige bekannte Songs, die Tage, Monate oder Jahreszeiten im Titel haben:

  • Monday, Monday
  • Ruby Tuesday
  • Autumn Leaves
  • See You in September
  • Saturday Night Fever
  • Summer Skin

 

Zahlen

Auch beliebt ist der Ansatz, Zahlen in den Titel aufzunehmen. Eine Zahl gibt einem Titel immer etwas Konkretes. Viel mehr gibt es hierzu eigentlich auch nicht zu sagen.

Einige Songs, die Zahlen im Titel haben:

  • 20.000 Meilen über dem Meer
  • 100 Miles
  • Three Times a Lady
  • 17 Jahr, blondes Haar

Ortsbezeichnung

Orte versprechen schnellen Zugang zu den Emotionen der Menschen. Stell dir beispielsweise vor, du liegst am Strand, fühlst den Sand unter deinen Füßen, spürst die sanfte Brise, die warm vom Meer kommend über deine Haut streicht und die heißen Strahlen der Sonne auf deiner Haut erträglicher macht. Deine Augen sind geschlossen. Du hörst andere Menschen: spielende Kinder, Erwachsene, die miteinander reden. Die Wellen, wie sie brechen und einen Strandverkäufer, der seine Waren lautstark feil bietet.

Diesen Ort kennt vermutlich jeder, der schon einmal in einem warmen Land am Strand Urlaub gemacht hat. Und jeder verbindet damit unterschiedliche Erinnerungen und Emotionen. Der Familienurlaub, als man noch klein war. Oder der erste Urlaub, den man alleine oder mit seiner Freundin/ seinem Freund dort verbracht hat. Vielleicht hat man unterschiedliche Erinnerungen an unterschiedliche Orte. All dies hängt von den unterschiedlichen Erfahrungen des Individuums ab.

Trotzdem kann allein durch die Darstellung, wie oben geschehen, Zugang zu diesen Erinnerungen geschaffen werden. Erzählen wir in unserem Song also die Geschichte einer verflossenen Sommerliebe und beginnen unsere Erzählung mit einer Beschreibung einer Strandszenerie, so haben wir die meisten Zuhörer bereits in unseren Song gezogen. Nicht jeder Zuhörer ist dabei in seiner Fantasie am gleichen Strand. Und mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ist keiner der Zuhörer an dem Strand, den wir als Songwriter im Kopf hatten. Trotzdem ist jeder an einem Strand. Ja, es ist sogar so, dass jeder an seinem Strand ist. Dem Strand nämlich, den sein Gehirn mit der Szenerie in Verbindung bringt.

So ähnlich funktioniert ja auch der Unterschied zwischen Filmen und Büchern. Liest man ein Buch und schaut sich danach den Film dazu an, ist man in den allermeisten Fällen enttäuscht. Denn die Fantasie eines Menschen schafft sehr viel schönere Szenen; nämlich solche, die perfekt zu den eigenen Erfahrungen und dem eigenen Wissen passen.

Beschreibt also Max Herre in seinem Song A.N.N.A. die Szenerie eines plötzlichen Regengusses unter einem Vordach, so hat er ganz sicherlich ein anderes Vordach im Kopf, als Du. Trotzdem hast Du schon einmal ein Vordach gesehen und bist sicherlich schon einmal von einem Sommerregen überrascht worden. Die Wahrscheinlichkeit ist also hoch, dass du enttäuscht wärst, wenn du das Vordach (oder Anna) sehen würdest, von dem/ der Max Herre spricht. Die Szenerie existiert in Deiner Fantasie.

Als konkrete Übung empfiehlt es sich, Dir eine kurze Liste anzufertigen, in die Du Orte einträgst, die mit einer bestimmten emotionalen Färbung verbunden sind.

Einige Beispiele:

  • ein Krankenhaus,
  • ein Freibad,
  • ein Spielplatz,
  • die Schule,
  • die Universität,
  • der Freizeitpark,
  • die Achterbahn,
  • usw.

Welche emotionalen Färbungen sind beispielsweise mit den hier erwähnten Orten verbunden?

Nun, in einem Krankenhaus wird Leben zur Welt gebracht. Ebenso findet in einem Krankenhaus das Sterben statt. Die emotionale Färbung könnte also wohl positiv, als auch negativ sein.

Nehmen wir das Freibad: auch hier kann sich fast jeder Mensch sofort emotional mit der Situation verbinden. Denke an Eis am Stiel, Kindergekreische, pfeifende Bademeister, das erste Mal ohne Schwimmflügel schwimmen usw.

Die Schule: jeder war schon einmal da und kann sich daher damit identifizieren. Emotionale Färbung? Leistungsdruck. Vielleicht aber auch Klassenkameradschaft, die erste Liebe, Geborgenheit, Sorgenfreiheit und dergleichen.

Die Achterbahn: Spannung, Auf- und Ab (wie das Leben), Adrenalin, Angst, das Überwinden der Angst – und so weiter.

Diese Liste kannst Du immer dann erweitern, wenn Dir gerade langweilig ist oder dir ein besonderer Ort in den Kopf kommt. Nehmen wir an, Du sitzt einmal im Zug. Nimm diesen Ort doch einfach in Deine Liste auf und überlege, welche emotionale Färbung damit verbunden ist. Reisende Menschen, Berufspendler, der Schaffner, Schwarzfahrer, keinen Sitzplatz bekommen, für eine ältere Person Platz machen – usw. Schnell hast Du eine handliche Liste parat, die Dir später helfen kann, einen geeigneten Ort für die Handlung Deines Songs zu finden.

Umgekehrt kannst Du mit dieser Liste auch von der emotionalen Ebene eines Liedes auf die Geschichte schließen. Nehmen wir also an, Du hättest einen eher traurigen Song geschrieben, so könntest Du diesen, nach Konsultation Deiner Liste, von der emotionalen Färbung beispielsweise in ein Krankenhaus legen oder auf das „Ab“ der Achterbahn verweisen.

Namen

Auch Namen sind eine gute Möglichkeit, um einen Songtitel sehr speziell zu gestalten und den Prozess des Songwriting in Gang zu bringen, wenn das kreative „Mojo“ mal nicht sprudelt. Durch die Verwendung eines Namens wird zum einen schnell eine Wiedererkennung über den Songtitel möglich. Andererseits trägt ein Name auch zur Personifizierung bei. Der namenlose Protagonist, erhält durch seine Namen also mehr Persönlichkeit. Der Hörer stellt sich etwas vor, wenn die Geschichte erzählt wird. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um einen Männer- oder Frauennamen handelt. Und ebenso wenig, ob die Person, von der das Lied handelt, eher einem positiven oder einem negativen Charakter-/ Verhaltensspektrum angehört. Namen können dem Protagonist allerdings auch eine Färbung geben. So wird mit Namen wie „Hildrud“, „Kunigunde“, „Albrecht“ oder „Klaus-Peter“ vom Großteil der Hörer ein anderer Personenkreis visualisiert, als Namen wie „Thomas“, „Manuel“, „Sarah“ oder „Steffi“. Und das gilt natürlich auch für Namen wie „Chantal“ oder „Kevin“ – und Namen wie „Zora“ oder „Peggy“. Du hältst das für dümmliche und oberflächliche Vorurteile? Dann triffst Du den Nagel auf den Kopf. Denn vom Namen auf Alter, Fähigkeiten oder gar Intelligenz schließen zu wollen, entbehrt nun wirklich jeder Grundlage. Nichtsdestotrotz ist der Mensch nun mal ein vorurteilsbehaftetes Wesen.

Denken wir an „Roxanne“, die sich nun nicht mehr prostituieren muss. Oder „A Boy Named Sue“, dessen Geschichte sich darum dreht, wie ein Mann, der „Sue“ heißt, sich bei seinem Vater dafür rächen möchte, dass dieser ihn im Alter von drei Jahren alleingelassen hat und dessen einziger Beitrag, die Idee für den (eigentlich eher weiblichen) Namen „Sue“ war.

Such Dir also einen Namen aus, und überlege Dir zu dieser Person eine Geschichte. Ein anderer Ansatz wäre es, einfach mal auf Wikipedia nach Persönlichkeiten zu suchen oder Persönlichkeiten aus Novellen und Büchern zu nehmen, und deren Geschichten (eventuell etwas verkürzt und dramatisiert) in einen Song zu packen.

Einige Songs, die Namen im Titel haben:

  • Sweet Georgia Brown
  • Angie
  • Eleanor Rigby
  • ANNA
  • Cotton Eye Joe
  • Richard Cory

Farben

Farben können Worte und Situationen intensiver machen. So ist ein „blauer Himmel“ oder ein „grauer Himmel“ bedeutend plastischer, als lediglich ein „Himmel“.

Farben können zudem bestimmte Emotionen oder Sekundärbedeutungen ausdrücken. So wird die Farbe Weiß in aller Regel mit Unschuld und Reinlichkeit in Verbindung gebracht, die Farbe Schwarz eher mit Dunkelheit oder Ungewissheit. Die Farbe Rot steht in aller Regel für Passion, Liebe, Energie. Blau ist eine beruhigende Farbe während Grün als die Farbe der Natur besonders frisch daherkommt.

In welchem Zusammenhang steht also beispielsweise die Farbe beim bekannten Songtitel „The Lady in Red“? Nun, die Geschichte handelt davon, wie der Protagonist niemals vergessen wird, wie wunderschön die „Lady in Red“ an jenem Abend ausah. Der Song schließt mit der letzten Zeile: „I love you“. Ob die Geschichte nun wirklich passiert ist und die Dame zufälligerweise ein rotes Kleid an hatte, weiß man nicht. Es liegt jedoch die Vermutung nahe, dass die rote Farbe hier auch in Verbindung mit der Liebe und der Passion, also der Leidenschaft, steht.

Der bekannte Songtitel: „Black Or White“ handelt einerseits davon, dass es keinen Unterschied macht, ob man nun schwarz oder weiß sei. Allein die Farbwahl Schwarz und Weiß stellt jedoch unabhängig von der Hautfarbe zusätzlich einen Kontrast dar. Schwarz ist im Vergleich zu Weiß am anderen Ende der Skala. Dieser Umstand hebt die große Spaltung hervor, die mit der Thematik in Form von Diskriminierung und Vorurteilen verbunden ist.

Um Farben in Deine Titel erfolgreich integrieren zu können, ist es ratsam, einmal folgende Übung durchzuführen und für einen etwas längeren Zeitraum mit Augen durch die Welt zu gehen, die speziell für das Thema der Farben geöffnet sind. Gehst Du also im Park spazieren, so solltest Du immer auf alle Farben achten. Die Gedanken, die Dir durch den Kopf gehen sollten, sind beispielsweise:

  • Ich sehe eine dunkelgrüne Wiese unter hellblauem Himmel mit einzelnen saftig grünen Laubbäumen. Einzelne, weiße Wolken stehen am Himmel. Der Mann, der mir da gerade entgegen kommt, trägt dunkelblaue Jeanshosen und ein weißes Tshirt…

Oder:

  • Ich sehe gelb-rote Blätter, die der Wind von einem Baum weht und die dann auf dem grauen Asphalt oder vielleicht in einer braunen Matschpfütze liegen bleiben…

Wenn du regelmäßig solche Übungen durchführst, wirst du schnell ein Gefühl dafür entwickeln, wie du allein durch das Hinzufügen einer Farbe, einem Wort eine besondere Prägung – also im wahrsten Sinne des Wortes eine Färbung – geben kannst.

Einige Titel, die Farben in sich tragen:

  • Nights in White Satin
  • Yellow Submarine
  • Purple Rain
  • Red, red wine

Wortspiele

„It’s been a Hard Day’s Night“, „20.000 Meilen über dem Meer“ (statt unter dem Meer nach Jules Vernes) sind nur zwei Beispiele für Songs, deren Titel mit den Worten spielen.

Verwende beispielsweise zwei gegensätzliche Wörter in einem Songtitel, die trotzdem Sinn ergeben. Beispiele: „Nein, ich sage Ja!“ oder „Ich hasse es, dich zu lieben“. Besonders originell ist ein Titel, den Elvis gesungen hat (geschrieben von Stan Kesler und Charlie Feathers) und der lautet „I forgot to remember to forget“ (Ich vergaß, mich daran zu erinnern, zu vergessen). Solche Titel bleiben im Kopf hängen.

Aber Gegensätze sind nicht die einzigen Wortspiele. Man kann bei manchen Wörtern zum Beispiel durch das Weglassen oder Hinzufügen eines Buchstabens eine völlig andere Bedeutung erzielen („Total im (R)eimer“). Gleiches gilt für Reime. Sofern du dann noch ein Sprichwort findest, das vielen Menschen geläufig ist und dabei eines der Wörter durch das veränderte Wort ersetzt, hast du einen sehr originellen Songtitel und eine gute Grundlage für eine Geschichte. Aus „Rate mal“ könnte „(B)rate mal“ oder „(Be)rate mal“ werden. Aus „Wer den Cent nicht ehrt, ist den Taler nicht wert“ könnte „Wer die Band nicht ehrt, ist den Kater nicht Wert“ werden. Sicherlich wirst Du nach einigen Überlegungen in der Lage sein, aus bekannten Sprichwörtern originelle Songtitel zu formen.

Dies funktioniert natürlich auch unabhängig von Reimen oder hinzugefügten Buchstaben – einfach durch eine Veränderung eines erkannten Sprichworts oder eine Redewendung. Beispiele: „Liebe auf den zweiten Blick“, „Hunde die bellen, beißen auch“, usw.

Abschließend

Ein guter Titel ist außergewöhnlich, macht Lust auf mehr und hebt sich von der herkömmlichen Phrasendrescherei ab. Gute Titel können uns daher tolle Ansätze für die Story unseres Songs geben. Probiere es doch einfach mal aus und versuche Dich an jeder einzelnen unserer eben erlernten sieben Strategien. Vermutlich wirst Du erstaunt sein, wie viel besser die Resultate sind, wenn man sich wirklich einmal hinsetzt und ein bisschen Planung investiert. Lies Dir auf alle Fälle auch noch die anderen Artikel in unserer umfangreichen Songwriting Kategorie durch. Du wirst nicht enttäuscht werden.