Reason 10 begeistert mit frischen Synthesizern und neuen Sounds. Doch es kommt auch zu einem Preis, der insbesondere Besitzer von Reason 9.5 vor die Frage stellt: Ist es das Wert? In diesem Reason 10 Testbericht zeigt musikwissen.com Dir welche Neuerungen Dich erwarten.
Lies hier, ob sich die Investitionen für dich lohnt und was das neue Reason zu bieten hat.
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Reason Testbericht
Propellerhead Reason fristete lange ein stiefkindliches Dasein in der Welt der Digital Audio Workstations. Zwar war es eine gute Lösung, um innerhalb des gleichen Programms ganze Songs zu produzieren. Allerdings mangelte es ihm an jeglichen externen Zugängen.
Statt virtuelle Instrumente zu implementieren, war Reason selbst eine Art virtuelles Instrument und konnte lediglich über spezielle Anbindungen bei anderen Digital Audio Workstation verwendet werden.
Und während sich außerhalb des Reason Ökosystems massenhaft neue VST entwickelten, die teils Gigabyte große Sampledatenbanken umfassten, beschränkte sich Propellerhead Reason lange auf die mitgebrachten Soundbanken.
Das höchste der Gefühle war da noch ein Refill, was quasi die VSTs von Propellerhead waren. Von denen gab es jedoch nicht allzu viele und sie waren zu dem relativ teuer. Schon nach kurzer Zeit konnten sie nicht mehr mit ihren Konkurrenten in der VST Welt mithalten. Mit der letzten Version 9.5 war damit jedoch Schluss.
Seit der Version 9.5 unterstützt Propellerhead Reason auch VSTis. Dies eröffnet komplett neue Welten. Und mit der Version Reason 10 wurde nun auch nochmals an den internen Instrumenten kräftig aufgestockt. Dies ist prinzipiell auch die einzige Neuerung gegenüber der Vorgängerversion. Werfen wir nun also einen Blick auf die neuen Instrumente und Sounds, die uns Reason 10 bietet.
Europa Shapeshifting Synthesizer
Beginnen wir mit dem Hauptmerkmal des Updates. Einem Wavetable-Synthesizer, der einiges mit beliebten VST Mega-Synthesizern wie Serum und Massive gemeinsam hat. Gemeint is Europa Shapeshifting Synthesizer. Er verfügt über drei Klangerzeuger, die Wavetable-Oszillator, Spektralfilter und Unisono-Modul miteinander kombinieren. Anschließend kann das Signal durch einen Master-Filter und eine Amp-Hüllkurve geleitet werden.
Europa verfügt über einige unterschiedliche Wellenformen. Darunter eine Vielzahl an analogen, wie beispielsweise die Saw-Triangle oder Pulse Width Wellenformen. Zudem gibt es auch andere, sehr interessante Optionen, wie beispielsweise Karplus-Strong und andere. Seit dem kostenlosen Update zu Reason 10.1 kann man auch jedes beliebige Sample als Wavetables importieren, was die Kreation von ganz besonders interessanten Sounds erlaubt.
Der Spektralfilter bietet anständige Möglichkeiten, um den Klang zu formen und ihm das gewisse Etwas zu geben.
Europa verfügt über vier Hüllkurven. Hier kann man entweder auf vorgefertigte Hüllkurven zurückgreifen oder sie einfach selbst einzeichnen. Die Hüllkurven lassen sich loopen oder am Ende einfach verlängern. Zusätzlich erwarten Dich drei LFOs.
Modulieren kann man über eine Matrix, was Sinn ergibt, da Propellerhead stets aus dem Charme von realen Geräten Inspiration geschöpft hat. Trotzdem wäre eine nutzerfreundlichere Bedienung – beispielsweise über Drag & Drop – wünschenswert gewesen.
Zu guter Letzt lässt Dich der Europa Shapeshifting Synthesizer den Klang durch sechs Effekte perfektionieren. Hierzu gehören Compression, Delay, Distortion, EQ, Modulation und Reverb.
Europa sorgt für anständige Klänge und bietet Soundtüftlern eine gute Basis, um einzigartige Synths zu erzeugen. Alles in allem kann er mit seinen Kollegen, wie Serum und Massive mithalten. Viele der Presets klingen allerdings „Reason-typisch“. Und wer einen Nexus 2 Ersatz zur Produktion von EDM-Songs erwartet, sollte besser lernen, diese Synths selbst zu programmieren.
Hier findest Du ein 15 minütiges Tutorial (englisch) von Propellerhead zum Europa Shapeshifting Synthesizer:
Grain Sample Manipulator
DIe zweite große Neuerung bei Reason 10 ist Grain. Hiermit lassen sich Samples aufspalten und mit einem Synthesizer kombinieren. Klingt komplizierter, als es ist. Stell es Dir so vor, dass Du anhand eines Samples einen Synthesizer-Sound herstellen kannst. Und quasi beide Geräte miteinander kombinierst.
Die Bearbeitungsmöglichkeiten sind quasi unbegrenzt, erfordern jedoch einiges an Einarbeitung. Wenn Du hierzu nicht bereit bist, kannst Du die Presets verwenden, die sehr reichhaltig daherkommen und an sich auch ausreichend sind. Und das ist seit jeher das Schöne an Reason: Einerseits kann man mit Hilfe der Presets sofort loslegen und durchstarten. Andererseits kann man aber auch selbst tüfteln und ganz eigene, nie dagewesene Klänge erfinden.
Was die Hüllkurven, Effekte und Modulationen angeht, ist Grain funktionell gleich wie Europa. Dies kann man negativ sehen. Allerdings möchten wir positiv hervorheben, dass man zumindest was das angeht, nur eine Einarbeitung benötigt und dann gleich mehrere Reasongeräte verwenden kann (auch der Thor Synthesizer ist sehr ähnlich strukturiert).
Ebenso wie mit Europa lassen sich mit Grain tolle Synths erzeugen, die in viele unterschiedliche Musikstile passen.
Hier ein etwa 12-minütiges Tutorial (wieder auf Englisch) zum Grain Sample Manipulator von Propellerhead:
Soundiron Instrumente
Reason 10 kommt mit drei Geräten aus dem Hause Soundiron, die einen neuen Touch an Sounds in das sonst doch häufig etwas Synthesizer basierte Reason bringen. Die Aufsplittung in drei unterschiedliche Geräte ist etwas übertrieben, da man die unterschiedlichen Instrumente auch im gleichen Gerät hätte unterbringen können. Schließlich sind alle drei Geräte exakt gleich und unterscheiden sich lediglich durch die Samples, die man in sie lädt.
Die drei Geräte heißen Klang, Pangea World Instruments, Humana Vocal Ensemble und enthalten Spieluhren, Weingläser und andere glockenspielartige Sounds (Klang). Weltinstrumente, wie Jahrmarktsorgeln, kleine Holzflöten und Sitar findet man in Pangea World Instruments. Und nicht verwunderlich sind natürlich Chorsängerinnen und -sänger in Humana Vocal Ensemble zu finden.
Hier findest Du einige Klangbeispiele zu den Soundiron Instrumenten (auf Englisch):
Radical Piano
Radical Piano existierte früher als kostenpflichtiges Instrument für Reason. Mittlerweile ist es nun also Teil der Standardausstattung. Es ist vielseitig und bietet gute Möglichkeiten, um den Pianoklang an unterschiedliche musikalische Stile anzupassen.
Synchronous Effects Modulator
Dieses Effektgerät wurde ebenfalls früher verkauft und ist nun Teil der Standardausstattung von Reason 10. Mit dem Synchronour Effects Modulator lassen sich sehr einfach moderne Effekte wie Side Chain auf Instrumente legen. So spart man sich das mühsame manuelle Erstellen von Side Chain Effekten und kann ein wenig modernen Sound in seinen Mix bringen.
Neue Loops und Drum-Loops
Neben diesen Instrumenten wurde Reason 10 außerdem um eine Menge Presets, Loops und Drum-Loops aufgewertet. Dabei bleiben natürlich die Sounds aus früheren Versionen komplett erhalten, sodass auch Reason 10 wie alle seine Vorgänger komplett abwärtskompatibel ist.
Fazit
Propellerhead Reason ist seit jeher ein extrem mächtiges Tool für Musikproduktion. Reason 10 eignet sich sowohl für Einsteiger, die in erster Linie auf die unzähligen Presets zurückgreifen werden. Als auch für Profis, die durch die Konstruktion von Reason 10 komplette Kontrolle über ihren Sound haben möchten.
Durch die Möglichkeit VSTs einzubinden hat sich Reason seit Version 9.5 endgültig zu den Branchengrößen der Digital Audio Workstations (DAWs) gemausert. Und auch die neuen Instrumente können sich sehen lassen.
Die Frage ist aber, ob Du es kaufen solltest? musikwissen.com empfiehlt Dir den Kauf, wenn Du eine Version besitzt, die älter ist als 9.5. Und zudem auch, wenn Du Reason noch nicht besitzt. Hast Du jedoch bereits Reason 9.5 und fällst nicht in die Kategorie der Nutzer, die kostenlos upgraden können, kannst Du ruhig auch noch eine Version warten.
Unsere PROs:
- + Reason lässt sich einfach lernen
- + Reason ist ein etabliertes Musikproduktionsprogramm (viele Hits wurden damit produziert)
- + Es lässt VSTs zu und verfügt über mächtige integrierte Soundbanks und Instrumente
- + Freue Dich auf einen der besten Sequenzer am Markt
- + Der Preis ist vergleichsweise günstig und Reason definitiv preiswert
Unsere KONTRAs:
- – Achte auf die Mindestanforderungen für die Hardware, gerade die neuen Synths gehen ordentlich auf die Rechenleistung
Du kannst Propellerhead Reason 10 übrigens kostenlos testen. Hierfür wird Dir der komplette Funktionsumfang zur Verfügung gestellt und Du kannst sogar speichern und laden. Der Testzeitraum beträgt 30 Tage. Anschließend kannst Du es weiter nutzen. Das einzige, was dann jedoch nicht mehr geht, ist Songs zu laden. Hol Dir hier Deine Demoversion.