Hits erkennen

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Alles nützt nichts, wenn man versucht einen schlechten Song zu verkaufen. Gute Songs sind das A und O der Musikbranche. Viel wichtiger sogar als die Ausführung (also die Aufnahme). Denn gute Songs können neu aufgenommen und von jeweils anderen Künstlern in unterschiedlichen Stilen interpretiert werden. Wie kann man also Hits erkennen?

Die Informationen, was kommerzielle Songs sind und was Hits ausmacht, sind daher sowohl für die „Musikbusiness-Leute“ wie Labelgründer, A&R Manager und Musikverlagsgründer nützlich, als auch für die Leute, die Songs schreiben möchten: Songwriter und Musiker.

Hit – was ist das?

Der Begriff Hit in der Musikbranche lediglich auf den Erfolg eines Musikstücks bezieht. Der Begriff bedeutet im Englischen: „Einschlagen“, „Aufschlagen“ oder „Treffen“. Gemeint ist damit der „Einschlag“ des Lieds in den Markt beziehungsweise das „Treffen“ der Käuferwünsche. Es gibt also keine Patentrezepte, um einen Hit zu schreiben. Allerdings gibt es einige wichtige Elemente und Aspekte, die in erfolgreichen Songs häufig vorkommen. Dazu gehören auch die folgenden.



Hookline

Zuallererst steht meistens die sogenannte „Hookline“. Übersetzen wir den Begriff ins Deutsche, wissen wir, was diese „Hakenlinie“ bezwecken soll: Sie soll sich ins Gehör und die Aufmerksamkeit des Hörers „einhaken“ – auf Deutsch also ein „Ohrwurm“ sein.

Eine Hookline kann in vielerlei Hinsicht vorkommen, so kann zum Beispiel eine Basslinie oder ein Gitarrenriff als Hookline dienen (Smoke on the water, Deep Purple), manchmal aber auch ein charakteristisches Drumpattern (Money, Pink Floyd). Meistens handelt es sich bei der Hookline jedoch um die Melodie – also zumeist die Gesangsspur eines Songs.

Die Hookline ist:

  • Einprägsam.
  • Oft im Song vorkommend (zum besseren Einprägen).
  • Einfach.
  • Wichtig.
  • „Spannungshöhepunkt“.

Songtitel

Hast Du Dich schon einmal gefragt, warum bei Radiostationen vor jedem Song, nach jedem Song, vor den Nachrichten, nach den Nachrichten, während der Moderation usw. der Sendername genannt wird? Die Antwort ist ganz einfach: Der Hörer hat bei Audiomedien oft keine andere Möglichkeit, den Sender zu erkennen, als über die hörbare Übermittlung. Und was beim TV der eingeblendete Sendername in irgendeiner Ecke des Bildes ist, ist im Radio eben das hörbare Logo.

Das Gleiche gilt für kommerziell, potenziell erfolgreiche Songs. Wenn ein Song gut klingt, eine großartige Hookline hat, also ein Super-Ohrwurm ist und die Hörer nur noch das Bedürfnis haben: „Diesen Song muss ich besitzen!“ – dann müssen diese Hörer auch in der Lage sein, den Song ohne große Probleme erstehen zu können. Das kann ziemlich schwierig werden, wenn die Songhook lautet:

„Guess who’s here, it’s me!“ und der Songtitel heißt: „Flowers for you“. Wenn man den Song gehört und ihn gemocht hat, wird man natürlich nach der einprägsamsten Stelle- also der Hookline: „Guess who’s here, it’s me!“ suchen oder im Plattenhandel nach der entsprechenden Hooklinezeile fragen.

Als Plattenvertrag/ Musikverlag gehen uns durch einen solchen Fehler wertvolle Kunden verloren. Es ist also wichtig, beim Prozess des Songwritings bereits den Titel an prominenter Stelle zu platzieren und ihn am besten auch direkt als Hook zu nutzen. Als Musikverlag/Plattenfirma sollte man auf jeden Fall den Originaltitel immer so festlegen, dass der Song kommerziell erfolgreich werden kann (also den markantesten, einprägsamsten Teil des Songs zum Titel küren).

Fazit:

  • Hook sollte Songtitel sein.
  • Der Songtitel sollte häufig vorkommen und
  • Der Songtitel sollte eindeutig erkennbar sein.

Chorus

Die Hook versteckt sich meist im Chorus und der Chorus ist auch der Ort im Song an dem man eine Phrase oft und eingängig wiederholen kann. Es ist also wichtig, sich auf einen explosionsartig einschlagenden Chorus zu konzentrieren.

Wichtig: Entgegen der Annahme vieler Semi-Profis ist es für den Chorus von Bedeutung vom übrigen Geschehen herauszustehen. Er soll sich also unterscheiden und zwar so viel wie vertretbar und möglich. Vier Akkorde für einen kompletten Song mögen also ab und an funktionieren, potenziell erfolgreicher ist es aber, wenn der Chorus völlig neue Ideen in den Song einbringt.

Außerdem sollte ein Chorus so schnell wie möglich im Song auftauchen. Manchmal kann man den Chorus sogar dem ersten Vers vorausstellen (gutes Beispiel: „High School Musical: „Breaking Free“). Solange der Chorus gut ist, kann der Song es aushalten, dass der Chorus oft wiederholt wird.

Für den Chorus gilt also:

  • Der Chorus soll vom übrigen Geschehen so stark wie möglich herausstehen.
  • Der Chorus soll oft vorkommen, im Zeitgeschehen recht früh, am besten bereits vor dem ersten Vers (zumindest angedeutet).

Songs gegenhören

Musik kann man häufig bereits beim ersten Hinhören in ihre Entstehungszeit einordnen. Die 70er Jahre erkennt man häufig durch funkige Gitarren und die typischen „Disco-Streicher“. Die 80er stechen durch die typischen Synthie-Drums hervor und die 90er erkennt man an der Verwendung der damals noch arg begrenzten (und trotzdem wild verwendeten) Computer- und Samplertechnologie relativ gut.

So hat jede Epoche die Musik, die nach ihr klingt. Wichtig ist daher, dass man Songs „gegenhört“. Also immer die eigenen Songs nimmt und sie mit den Songs vergleicht, die im Augenblick angesagt sind. Im Augenblick sind zum Beispiel die typischen „Timbaland“-Synthesizer und –drums oder Dubstep-Elemente ziemlich angesagt. Der Trend geht aber auch wieder hin zu „authentischer“ Musik, bei der alle Instrumente echt sind und von Bands gespielt werden (Wir sind Helden, Nora Jones, Damien Rice, usw).

Man sollte also sicherstellen, dass die Songs so produziert sind, wie sich das für die jetzige Musik gehört. Am besten lässt man hierzu den eingeschickten Song laufen und wechselt dann zu einem Song, der im Augenblick in den Charts ist. Wenn einem bei diesem Wechsel kein großer klanglicher Unterschied in der Musikproduktion auffällt, passt der eingesandte Song in die heutige Zeit.

Natürlich gilt dies vor allem für Labels, bei denen auf Bandübernahme-Verträge abgezielt werden. Aber prinzipiell gilt das für jeden: Songs (und Songdemos), die in der heutigen Zeit erfolgreich sein sollen, müssen auch nach der heutigen Zeit klingen (so schön die Musik der 1960er bis 1980er auch war).