Viele Songwriter arbeiten in aller Regel alleine. Gleichzeitig wurden jedoch auch sehr erfolgreiche Songs in der Vergangenheit von Songwriter-Teams geschrieben. Was es damit auf sich hat und wie man am Besten in Teams arbeitet, behandelt musikwissen.com in diesem Artikel.
Was Du in diesem Artikel lernst:
- Was es beim Songwriting in Teams zu beachten gilt.
- Wie die Herangehensweise als alleine arbeitender Songwriter aussehen kann.
Inhalte in diesem Artikel
Songwriting in Teams
Je nach Talent und Vorliebe arbeiten Songwriter oft in Teams in denen einer nur die Musik schreibt und ein anderer die Lyrics. Wer also bisher meinte, Elton John habe „Your Song“ für seine große Liebe geschrieben, der irrt. Zumindest bei den Lyrics, denn die stammen aus der Feder von Bernie Taupin, der auch sonst viele von Elton John’s Lyrics geschrieben hat.
Aber nicht immer muss die das Song schreibenso strikt aufgeteilt werden. Manchmal können auch beide Partner an den Lyrics oder der Melodie mitarbeiten. Das Schreiben von Songs in Teams bietet außerdem den Vorteil, dass zwei Personen networken können und dass zwei Personen die Misserfolge teilen können. Es ist immer jemand da, der die unvermeidlichen Enttäuschungen abfedert, die nötig sind, um erfolgreich zu werden. Und man hat immer jemanden, der einem Feedback geben kann. Etwas, was einem als einsamen Songwriter nur zu häufig fehlt.
Lennon/ McCartney („She loves you“, „Yesterday“ und fast alle anderen Beatles-Hits), Bacharach/ Sager („That’s what friends are for“, „On my own“), Jagger/ Richards („Angie“, „(I Can’t Get No) Satisfaction“ – und die meisten anderen Hits der Rolling Stones), Webber/ Rice („Jesus Christ Superstar“, „Evita“, „The Wizard of Oz“) – viele der erfolgreichsten Songs stammen aus der Feder von Duos.
Und insbesondere dann, wenn Dein Englisch nicht so gut ist, um wirkliche Lyric-Meisterwerke zustande zu bringen, könnte es eventuell eine Überlegung wert sein, Dich mit einem Muttersprachler in ein Team zu begeben (sofern Du in einer Fremdsprache schreiben willst).
Wie finde ich einen Partner?
Wege gibt es viele. Du kannst zum Beispiel Kleinanzeigen in Musikermagazinen schalten, in denen Du Deine Talente und Wünsche aufschreibst und mitteilst, was Du suchst. Ein Beispiel dafür könnte sein:
Junger Songwriter (Composer) aus München sucht Partner/-in mit guten Kenntnissen im Lyricwriting zur Zusammenarbeit an englischen Popsongs.
Stelle sicher, dass Du klar machst, wer Du bist („junger Songwriter“), woher Du kommst (sofern Du physisch mit dem anderen Songs schreiben möchtest) und was Du suchst („Lyricwriter zur Zusammenarbeit an Popsongs“).
Eine andere Möglichkeit, ist, bei Musikschulen anzufragen und sich bei Musikkonservatorien und Musikakademien umzuhören.
Auch mit einzelnen Mitgliedern von Bands und Musikproduzenten lohnt sich die Zusammenarbeit. Selbstverständlich wirst Du dabei eher Erfolg haben, wenn Du solche wählst, die auf einer ähnlichen Karrierestufe stehen wie Du. Der Erfolgsproduzent oder die angesagte Chartsband werden vermutlich eher weniger mit einem (noch) unbekannten Songwriter ohne vorweisbare Erfolge zusammenarbeiten wollen. Aber mit (noch) unbekannten Produzenten und Künstlern kannst Du gemeinsam wachsen und vielleicht sogar Euren ersten Hit landen. Ein großer Vorteil für die Band ist, dass sie mit einem professionellen Songwriter weitaus größere Chancen auf kommerziellen Erfolg hat und für Dich natürlich, dass Deine Songs auf jeden Fall schon mal gespielt und vielleicht sogar auf einem Album veröffentlicht werden.
Wie schreiben wir Songs im Team?
Nun ist die Frage, wie ihr zusammenarbeiten wollt. Einige der besten Songwriterteams arbeiteten exklusiv und ausschließlich mit einem einzigen Partner zusammen (und wechselten erst, als einer der beiden starb). Andere haben primär einen bestimmten Partner, gingen jedoch beide gelegentlich „fremd“ und schrieben Songs mit anderen Songwritern. Wieder andere schreiben in jeweils unterschiedlichen Stilen mit jeweils unterschiedlichen Songwritern. Und dann gibt es noch diejenigen, die gleich ohne Songwritingpartner schreiben.
Je nach Vorliebe kann man sich entscheiden, welche Vorgehensweise man bevorzugt. Allerdings geht dies natürlich nicht alleine, da auch der andere Songwriter Vorlieben und Vorstellungen hat und diese natürlich ebenso zu berücksichtigen sind, wie die Deinigen. Nehmen wir also an, dass der andere Songwriter nach einigen Jahren annimmt, ihr seid ein „nicht-fremdgehendes“ Team und Du plötzlich mit einem dritten Songwriter zusammenarbeitest, so könnte Dein ursprünglicher Partner Angst haben, dass Du nicht mehr länger mit ihm zusammenarbeiten willst. Es ist ein wenig wie in einer Beziehung oder Ehe. Man kann alles machen, solange beide Partner bescheid wissen und damit zufrieden sind.
Ziele des Songwriting definieren
Ein weiterer wichtiger Punkt hinsichtlich der Zusammenarbeit ist, ob Ihr die gleichen Ziele und Vorstellungen habt. Wenn Dein Songwritingpartner nur ab und zu hobbymäßig ein Liedchen schreiben will, Du Deine Songs aber ganz oben in den Charts sehen willst, müsst ihr entweder einen Kompromiss eingehen oder getrennte Wege gehen.
Für professionelle Songwriter gehören häufige Meetings mit dem jeweiligen Partner zum Alltag. Dort kann man dem anderen seine Ideen, Melodien und Fragmente vorstellen und die gemeinsame Arbeit koordinieren. Das geht heutzutage natürlich auch über Skype und andere Software, die es einem erlaubt, mit anderen Menschen per Video und Audio zu kommunizieren. Lange Distanzen sind also heutzutage kein großes Problem mehr.
Im Abgleich der Ziele und Vorstellungen liegt auch die Ernsthaftigkeit eingebettet, mit der Ihr die Sache angeht. Pünktliches Erscheinen zu den Meetings und die tatsächliche, ernste Arbeit an neuen Ideen ist da natürlich Hauptsache. Wenn Du merkst, dass Dein Partner nur noch mit zweitklassigen Melodien oder Textentwürfen daher kommt, die er vermutlich 5 Minuten vor Eurem Meeting im Bus geschrieben hat, wäre es vielleicht an der Zeit, den Partner zu wechseln.
Dinge, die es zu beachten gilt
Arbeiten zwei Künstler zusammen, finden sich mehr als genügend Reibepunkte, die man vermeiden sollte, um die produktive Zusammenarbeit, die man mit seinem Songwritingpartner hat, aufrecht zu erhalten.
Zunächst bedeuten zwei Personen auch immer zwei Meinungen. Du solltest also auf eine gute Kommunikation mit Deinem Songwritingpartner achten. Gibt es etwas, was Dich stört, formuliere es. Behutsam und bedacht. Aber es ist besser, dem anderen die Chance zu geben, sich zu verändern, als alles in sich hinein zu fressen und eines Tages mit schäumender Wut im Bauch zu explodieren und so eventuell Eure Beziehung zu zerstören.
Aber was, wenn die Meinungen über die Musik auseinander gehen? Du findest Deine Melodie oder Deine Lyrics vielleicht bahnbrechend, Dein Songwritingpartner findet sie hingegen schrecklich. Oder umgekehrt, der Songwritingpartner kommt mit einer Melodie oder mit Lyrics an, die Du für unverwertbar hältst. Wie handelt man in so einer Situation?
Es gibt unterschiedliche Herangehensweisen. Zunächst einmal, sollte man nicht grundlos kritisieren. Ein einfaches „das gefällt mir nicht“ ist also eine unbefriedigende Kritik. Du solltest mit Deinem Songwritingpartner also gleich von Beginn an abmachen, dass Kritik auch begründet werden muss. Natürlich gilt dies für beide Seiten. Bei dieser Herangehensweise wird die Ablehnung also begründet und letztlich entscheidet eine folgende Diskussion und meistens der dominantere, durchsetzungsfähigere Partner über das Resultat, was den weniger dominanten Partner jedoch auf Dauer auf die Nerven gehen könnte und so vielleicht die Beziehung gleich komplett zerstört.
Zeitsparend über die Songs diskutieren
Eine andere Methode ist daher die, dass beide zu allem zustimmen müssen. Diese Methode ist relativ einfach: Gefällt einem Songwritingpartner eine Zeile der Lyrics des anderen oder die Melodieführung der anderen an einer bestimmten Stelle nicht, so sagt er dies und die Sache ist vom Tisch. Ohne weitere Diskussionen. Aber auch das kann zu Frustration führen. Aber immerhin diskutiert man bei dieser Herangehensweise nicht stundenlang, wenn man diese Stunden besser mit dem Finden neuer Ideen, die beiden gefallen, zubringen könnte.
Letztlich stehen beide Namen über dem Song und beide müssen für ihn einstehen. Insofern sollte man auch wert darauf legen, dass beide damit zufrieden sind. Was Kritik angeht, so sollte man stets im Hinterkopf behalten, dass allzu harsches Kritisieren schnell zu einer Abwehrhaltung des Kritisierten führen kann. Je nach Charakter kann das dann dazu führen, dass der andere beleidigt ist oder sogar soweit gehen, dass er ab nun kontraproduktiv wird und eigentlich gute Ideen, die vom Kritisierenden stammen, aus Prinzip tendenziell ablehnt. Als eine Form der „Rache“ – quasi. Verpacke darum Kritik immer in viel Watte und sei sehr diplomatisch und wohlwollend. Fordere dies auch von Deinem Songwritingpartner und ihr werdet eine lange, gesunde Partnerschaft haben.
Arbeit als Einzelperson
Viele Songwriter sind jedoch zunächst als Einzelperson tätig. Das hat natürlich einige Vor- und Nachteile. Zunächst bist Du natürlich die alles-entscheidende Persönlichkeit. Diese kreative Freiheit ist etwas Schönes. Niemand (außer demjenigen, der Deine Prüfungen bewertet) wird Deine Arbeit kritisieren oder seine Ansichtsweise oder musikalischen Vorstellungen in Deine Werke bringen. Du kannst jederzeit an Deinen Songs schreiben, sie „purer“ sein lassen und Dich mehr in ihnen widerspiegeln, als wenn Du im Team Songs schreibst. Auf der anderen Seite hast Du aber natürlich auch keine fundierte Zweitmeinung, bevor Du Deine Songs einreichst.
Hinzu kommt, dass Du nicht von einem anderen Songwriter abhängig bist. Nimmt also der andere Songwriter seine Aufgabe beispielsweise nicht so ernst wie Du und liefert nur unregelmäßig Texte oder Melodien (oder diese nur in mittelmäßiger Qualität), so kannst Du als allein arbeitender Songwriter diese Probleme vermeiden. Du bist nur Dir selbst gegenüber verantwortlich. Ob Dich das nun dazu antreibt mehr zu tun – oder die Ausrede darstellt, um in Wirklichkeit weniger zu tun, ist von Person zu Person unterschiedlich.
Ein Vorteil der oft vergessen wird, ist der monetäre Aspekt: Als alleiniger Songwriter erhältst Du logischerweise doppelt so viel Tantiemen. Nur Dein Name steht über den Songs. Du trägst alleine den Erfolg und wirst dementsprechend natürlich auch stärker respektiert und entohnt. Die Vorgehensweise, um alleine einen Song zu schreiben ist meistens wie folgt …
Titelidee und Konzept
Die meisten nicht-professionellen Songwriter beginnen einfach mit dem Songwriting – ohne Konzept und ohne Titelidee. Dabei ist der Songtitel einer der wichtigsten Aspekte eines Songs.
Auf die Frage, warum so viele Songwriter nicht mal eine Antwort auf ihre Demos erhalten, antworten viele Musikverlage, dass einfach überhaupt nichts besonderes an den Songs ist. Stell Dir nur mal vor, wie viele Songs ein Musikverlag erhält, die Titel wie „Ohne Dich“, „Endless Love“, „Forever you“ und so weiter tragen.
Was glaubst Du, welcher Song hat bessere Erfolgschancen? Einer der den Titel trägt: „Don’t make my brown eyes blue“ (Ein Wortspiel mit dem Wort „blue“, das auf Englisch sowohl „blau“, als auch „traurig“ heißt) oder einer der den Titel trägt: „Love“?
Ein guter Titel sorgt bereits allein für sich für eine Stimmung oder eine Einleitung zu einer Story. Er ist nicht generell, sondern speziell und verrät das komplette Konzept des Songs. Nimm als Beispiel Songtitel wie: „Can You Feel The Love Tonight“ (John/ Rice) oder „I Want to Hold Your Hand“ (Lennon/ McCartney). Bei beiden Songs weiß man sofort, wie sich das lyrische Ich fühlt. Ein Song der „Ohne Dich“ heißt, könnte jedoch von jemandem handeln, der „ohne Dich“ nicht leben kann, der sich „ohne Dich“ viel besser fühlt, der „ohne Dich“ ist, weil Du gestorben bist, der „ohne Dich“ ist, weil er eine Krankheit vorgetäuscht hat, sodass Du alleine zu der Opernvorstellung gehst und er stattdessen seine Lieblingsmannschaft beim Fußballspielen sehen kann.
Auch Titel wie „Eleanor Rigby“ (Lennon/ McCartney), „Angie“ (Jagger/ Richards) oder „Mrs Robinson“ (Simon/ Garfunkel) sind einzigartig. Nachdem man sie einmal gehört hat, kennt man die Person von denen die Titel handeln.
Das heißt nicht, dass es nicht auch mit generelleren Titeln gehen würde, aber meistens ist das eher der Fall, wenn es sich um Singer/Songwriter handelt, also solche Leute, die direkt ihre Songs schreiben und daher nicht durch die vielen „Qualitätsfilter“ von Musikverlagen und Musikproduzenten schlüpfen müssen. Und wer auf einen guten Titel achtet, hat ein gutes Stück Arbeit im Prinzip schon hinter sich.
Stephen Sondheim geht sogar soweit, dass er die Charaktere seiner Songs vorher auf Papier ausarbeitet. Er weiß also, welche Hobbys seine Charaktere haben, wo sie arbeiten, was sie an Wochenenden machen und welche Autos sie fahren.
Die Hookline zum Titel finden
Nun geht es darum, die Hookline zum Titel zu finden. Hookline ist die Melodie, die im Ohr hängen bleibt. Um es klar zu machen kommen an dieser Stelle einige Titel, von denen Du mit Sicherheit die Hookline sofort singen können wirst, sofern Du die Songs kennst: (It’s fun to stay at the) Y.M.C.A., Billie Jean (is not my lover), Celebrate (good times, come on!), And nothing else matters, New York New York.
Es geht also um dieses leicht einprägsame Melodiefragment, das später per Schweißnaht an Deinen Titel befestigt sein wird und das jedem sofort in den Kopf springen sollte, wenn er Deinen Songtitel liest.
Natürlich gibt es keine allgemeingültige Formel, wie Du eine gute Hookline findest. Wäre es so einfach, würde ja jeder Hits schreiben und Hits wären keine Hits mehr. Trotzdem gibt es aber Tipps und Tricks, die man anwenden kann, um gute Hookline-Melodien zu kreieren.
Lyrics für den ersten Teil fertig stellen
Nachdem Titel, Songkonzept und die Hookline für den Titel gefunden sind, würden viele Songwriter nun dazu tendieren, den Rest der Melodie zu komponieren. Je nach Situation lohnt es sich an dieser Stelle aber, zunächst die Lyrics für Vers und Chorus fertig zu stellen. Schreibe also zunächst die Lyrics für den ersten Vers und den Chorus und setze Dich dann erst wieder ans Instrument, um auch die Melodie zu erstellen.
Den ersten Teil mit Fake-Lyrics wiederholen
Hast Du die erste Strophe und den Chorus fertig gestellt, wiederhole diese erste Kombination ein zweites mal (z.B. mit „Fake-Lyrics“ – also Wörtern, die einfach gut klingen) und überprüfe, ob das so passt oder ob etwas Abwechslung sein muss.
Falls Abwechslung nötig ist, entwerfe einen Pre-Chorus oder eine Bridge. Aber auch hier, erst nur Lyrics und dann Melodie.
Überarbeiten und perfektionieren
Hast Du nun einen guten Song, so geht es daran, ihn zu perfektionieren. Überarbeite Deine „Fake-Lyrics“ zu guten Lyrics und achte darauf, dass der zweite (und eventuell dritte) Vers dem Song gut tut und nicht nur lieblos und auf die Schnelle dahin geschludert aussieht. Überarbeite auch Schwächen des Songs (z.B. die Übergänge zwischen Vers, PreChorus, Chorus und Bridge) und so weiter.
Natürlich handelt es sich dabei nur um eine exemplarische Handlungsanweisung, die keineswegs verpflichtend ist. Probiere ein paar mal aus, ob das für Dich so funktioniert und wenn nicht, entwickle Deine eigene Strategie. Die Welt des Songwriting ist frei und was zählt, ist das, was am Ende rauskommt.
Zusammenfassung
Bei der Arbeit in einem Team ist es- wie bei jeder Art der Zusammenarbeit- wichtig, dass man jemanden findet, mit dem man gute Ergebnisse erzielen kann und dass die Spielregeln von beiden Parteien festgelegt und eingehalten werden. Wir haben in dieser Lerneinheit außerdem einen Ansatz gesehen, wie man einen Song schreiben kann. Natürlich ist das keineswegs verbindlich und auch nicht die einzige Art und Weise. Das berühmte „Kung Fu Fighting“ mit seinen „Uh“’s und „Ah“’s wurde beispielsweise in einer Studiopause zusammengeschustert und in 10 Minuten Studiozeit aufgenommen, was es nicht daran hinderte über 11 Millionen Tonträger zu verkaufen. Am wichtigsten ist es daher, dass Du Deine eigene Herangehensweise findest und schaust, was für Dich am Besten funktioniert.