Songwriting für spezielle Zielgruppen und Anlässe

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Was Du in diesem Artikel bei musikwissen.com lernst:

  • Warum es sich lohnen kann, Lieder für besondere Zwecke/ Anlässe und Zielgruppen zu
    schreiben
  • Welche Anlässe & Zielgruppen sich beispielsweise anbieten.

Statt nach Themen zu suchen, kann man auch mal ganz andere Wege gehen und sich zunächst die Zielgruppen suchen, für die man die Songs schreiben will. Im Folgenden werfen wir einen Blick auf die unterschiedlichen Zielgruppen und Anlässe, für die es sich eventuell lohnen könnte, einen oder mehrere Songs zu schreiben. Natürlich haben wir auch einen Artikel für Dich, wenn Du lieber Themen für Songwriting suchst.



Soziales Statement

Vor allem die 1960er und 1970er Jahre waren musikalisch voll davon: sozialen und politischen Statements. Aber gerade heutzutage, wo die Schere zwischen Arm und Reich besonders weit auseinanderklafft und es den Anschein hat, dass manche kriegerischen Einsätze nicht dem Frieden, sondern dem Geld (wie beispielsweise in Form von Ressourcen) dienen, müssten Lieder mit sozialen Statements eigentlich wieder an der Tagesordnung sein.

Das Positive bei Liedern mit sozialem Statement, ist, dass man seine Zielgruppe genau kennt. Man weiß, wo man sie ansprechen kann und man kann die Gesellschaft im Erfolgsfall prägen und eventuell sogar zum Positiven verändern. Wenn oft auch nur ein kleines bisschen. Und ist es nicht auch und vor allem Aufgabe von Künstlern, auf soziale Missstände hinzuweisen und der Gesellschaft einen Spiegel vorzuhalten?

Anregungen für Lieder mit sozialen Statements finden wir überall:

  • Banken,
  • rücksichtlose Wirtschaftsbosse,
  • Korruption,
  • hungernde Menschen in der Dritten Welt,
  • Soldaten, die aus einem Krieg nicht zurückkommen, den sie nicht zu verantworten hatten,
  • Menschen, die unter einem solchen Krieg zu leiden haben,
  • seltsame, gesellschaftliche Konventionen,
  • einsame Menschen,
  • arbeitslose Menschen,
  • obdachlose Menschen,
  • Umwelt,
  • Ausbeutung,
  • Ungerechtigkeiten
  • und so weiter.

Schreiben von sozialkritischen Songs

Man sollte beim Schreiben von sozialen Statements in Songs vorsichtig damit sein, nicht allzu sehr in Klischeesprache oder peinliche Bilder zu rutschen.

Sich ausgiebig über die Lyrics Gedanken zu machen, um die Botschaft angemessen und anspruchsvoll rüberzubringen, ist also gerade hier besonders angebracht.

Natürlich ist auch die Musik grundsätzlich dem Thema anzupassen. Zwar könnte feuchtfröhliche „Hum-ta-ta“-Musik die Szenerie in einen ironischen Zusammenhang stellen, allerdings könnte der Schuss auch nach hinten losgehen, da die Zielgruppe für die Art der Musik den Zusammenhang missinterpretieren könnte.

Am Besten sind wohl gitarrenorientierte Pop- und Rockrhythmen geeignet, wobei dies natürlich alles vor dem Hintergrund der künstlerischen Freiheit zu sehen ist. Denn alles ist möglich und vielleicht könnte gerade das Besondere zum Durchbruch verhelfen. In aller Regel lohnt es sich aber, sich auf Konventionen zu verlassen und Lyrics, Song und Musikproduktion alles in allem harmonisch zu gestalten.

Bekannte Popsongs mit sozialem Statement

Erfolgreiche Songs, die soziale Statements liefern, finden wir in allen Epochen der Popmusik. Einige Beispiele:

  • Sarah McLachlan – World On Fire
  • U2 – Sunday Bloody Sunday
  • Stevie Wonder – Love’s In Need Of Love Today
  • Lennon & McCartney – Imagine
  • Michael Jackson – Earth Song
  • Christina Aguilera – Beautiful
  • White Lion – When the Children Cry

Lieder für Kinder

Einer der bekanntesten und erfolgreichsten Kinderliedautoren war August Heinrich Hoffmann von Fallersleben – also niemand anderer, als der Texter der deutschen Nationalhymne. Fallersleben schrieb über 500 Kinderlieder darunter auch solche, die heute noch bekannt sind und gesungen werden:

  • Alle Vögel sind schon da
  • Ein Männlein steht im Walde
  • Kuckuck, Kuckuck, ruft aus dem Wald
  • Morgen kommt der Weihnachtsmann
  • Summ, summ, summ (… Bienchen summ herum)

Da er bereits 1874 gestorben ist, sind seine Lieder heutzutage gemeinfrei. Das heißt sie können von jedem, ohne irgendwelche Abgaben leisten zu müssen, verwendet werden. Unter anderem auch deswegen bezeichnen wir sie heute auch als Volkslieder.

Aber wie sieht es mit Kinderliedern in der heutigen Musikbranche aus? Selbstverständlich existiert noch immer das Genre der Kinderlieder. Ein bekanntes Beispiel für einen erfolgreichen Kinderliedermacher der heutigen Zeit ist Rolf Zuckowski, der übrigens nicht etwa Kindergärtner ist, sondern Betriebswirtschaftslehre studiert hat.

Zweck von Kinderliedern

Kinderlieder können heutzutage vieles sein. So können sie einerseits natürlich der Unterhaltung von Kindern dienen. Andererseits kann Kindermusik auch bei der frühkindlichen Bildung behilflich sein. So kann über Kinderlieder einiges erlernt werden. Auch kann diese Musik der sportlichen Ertüchtigung dienen. Einige Beispiele:

Kinderlieder können das spielerische Erlernen von:

  • Zahlen
  • Jahreszeiten
  • Buchstaben
  • Tieren
  • Der Uhr/ Uhrzeit
  • Toleranz
  • Verkehrssicherheit
  • Selbstvertrauen
  • Gesunder Ernährung
  • Bewegung und Tanz

ermöglichen.

Davon abgesehen können Kinderlieder natürlich auch einfach „nur“ Geschichten erzählen.

Zielgruppe

Kinderlieder haben generell zwei Zielgruppen. Einerseits müssen natürlich die Geschmäcker der Kinder bedient werden, andererseits ist aber vor allem auch die richtige Ansprache der Eltern wichtig. Denn die Eltern sind es schließlich, die die Kinderlieder kaufen. Man spricht also in aller Regel Eltern an, die das Beste für ihr Kind möchten.

Besonders interessant ist, dass man seine Zielgruppe hier auch über ganz spezielle Kanäle (wie Elternmagazine, Kooperationen mit Anbietern von Kindernahrung, u.a.) ansprechen kann. Und natürlich gibt es auch unzählige Kindershows im Fernsehen und Radio, die auf Kindermusik zurückgreifen.

Schreiben von Kinderliedern

Generell gilt: Kinderlieder sollten keine allzu komplizierte Melodie umfassen. Es kann auch helfen, wenn Kinderlieder von Laien mit der Gitarre begleitet werden können. Die Thematik kann dabei variieren. Mit Natur und kurzen, kindgerechten Geschichten liegt man praktisch nie falsch.

Halten wir also fest: Kindermusik ist ein Markt, der eine solvente Zielgruppe hat und über eigene Marketingskanäle verfügt. Darüber hinaus ist es doch schön, zu wissen, dass die Kinder der nächsten Generation mit den eigenen Songs die ersten Lebenserfahrungen verbinden.

Weihnachten

Alle Jahre wieder werden Haustüren mit Nadelkränzen geschmückt, Bäume illuminiert, Glühweine gemacht und Schneemänner gebaut. Es ist die Zeit des Jahres, in der die Herzen erwärmt werden, man sich besinnt – und? Richtig: die Zeit des Jahres, in der „Last Christmas“ in den Radios hoch und runter gespielt wird. Aber nicht nur das. Auch Mariah Carrey ist mit „All I Want For Christmas Is You“ mit von der Partie. Jedes Jahr. Immer wieder. Auf unzähligen Radiostationen rund um die Welt.

Schreibt man ein erfolgreiches Pop-Weihnachtslied, so ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass dieses Lied eben nur um die Weihnachtszeit gespielt wird. Es wird also durch das Jahr hindurch praktisch keine Beachtung finden. Die Fokussierung auf Weihnachten kann jedoch auch dazu führen, dass es zu dieser Jahreszeit dann exzessiv von den Radio- und Fernsehstationen verwendet wird.

Durch diese regelmäßige Verwendung kann es schnell zu einem Evergreen werden. Dies hat den Vorteil, dass es eben wie oben bereits gesehen, jedes Jahr gespielt wird. Und das bedeutet jedes Jahr sehr hohe GEMA Einnahmen. Durch die massive Präsenz in den Medien (was ja unweigerlich einen Werbeeffekt hat) schnellen in aller Regel auch die Plattenverkäufe nach oben.

Wenn wir als Songwriter also den nächsten Weihnachts-Hit schreiben und dieser mit ein wenig Glück zu einem Evergreen wird, so sind uns jährliche Einnahmen in Millionenhöhe sicher. Quasi eine lebenslange Rente.

Worum es in Weihnachts-Hits geht

Songs, die es in die Hitlisten geschafft haben und das Thema „Weihnachten“ behandelten, sind eigentlich sehr unterschiedlicher Natur.

In „White Christmas“ schreibt Irving Berlin von weißen Weihnachten, wie die, die er früher erlebte; mit weißen Baumwipfeln und lauschenden Kindern, weißen Weihnachten, bei denen er auf jede Weihnachtskarte schreibt: „Mögen all deine Tage glücklich und hell sein und mögen all deine Weihnachten weiß sein“. In diesem Song wird also das romantische Bild der klassischen, weißen Weihnacht gezeichnet.

Dabei steht Weiß einerseits für den Schnee und andererseits auch für die Reinheit, Fröhlichkeit und das Positive. Wie wir bereits gelernt haben, bestanden Songs zu dieser Zeit häufig aus einem Vers und dem Chorus, wobei der Vers eher eine Einleitung war und der Chorus der „eigentliche“ (also bekannte Teil des) Songs. Dies ist auch bei diesem Lied der Fall. Der wenig bekannte Vers zu „White Christmas“ dreht sich hier darum, dass es der 24. Dezember ist und die Sonne scheint, Palmen und Orangenbäume schaukeln und sich das „lyrische Ich“ in den kalten Norden wünscht.

„All I Want for Christmas Is You“ von Mariah Carey und Walter Afanasieff, sowie „Last Christmas“ von George Michael drehen sich um Liebesbeziehungen, sind in ihrer Musikproduktion aber deutlich weihnachtlich angehaucht und spielen in einer Umgebung von Weihnachten.

„Rudolph the Red-Nosed Reindeer“ ist die Geschichte von Rudolf, dem rotnasigen Rentier, in einen Song gepackt. Bei „Santa Claus is Comin‘ To Town“ ist der Name Programm.

Wir sehen, dass das Thema Weihnachten aus unterschiedlichen Perspektiven in Songs vorkommen kann. Es kann einerseits natürlich die Szenerie oder den Hintergrund für eine andere Geschichte (Liebesbeziehung, gebrochene Herzen, usw.) bieten. Andererseits können auch klassische Weihnachtsgeschichten in Songs verarbeitet werden. Oder die Vorfreude thematisiert werden. Es lohnt sich also, wenn Du Dir Gedanken darüber machst, wie Du das Thema Weihnachten in einer völlig neuen Sichtweise in einen Song integrierst.

Schreiben von Weihnachtsliedern

Was gilt es zu beachten, wenn man ein Weihnachtslied schreibt? Und welche Ansätze könnten besonders zielführend sein? Schauen wir uns einige Anregungen in diesem Kapitel etwas näher an.

Religion vs Kommerz

Was ist das Weihnachtsfest? Geht es um religiöse Werte? Um Kommerz? Was ist die Nachricht, die man vermitteln kann und vermitteln sollte? Nun, zunächst muss einmal festgehalten werden, dass das Weihnachtsfest an sich erstmal kein christliches Fest ist. Es geht in Wirklichkeit in der Geschichte viel früher zurück. Das Weihnachtsfest findet um die Wintersonnenwende statt. Das heißt, der 21. oder der 22. Dezember ist der Zeitpunkt, ab dem die Tage wieder länger werden.

Der Frühling naht, der Sommer; und damit Wärme, Aufleben und neue Ernte, die einen über den nächsten Winter zu bringen vermögen. Das Weihnachtsfest an sich war also weniger ein christliches Fest der Nächstenliebe, sondern ein heidnisches Fest, in dem es darum ging, zu feiern (oder die Götter durch Opfergaben wohl zustimmen), in der Hoffnung dass das Schlimmste überstanden sei.

Das Weihnachtsfest ist daher schon seit Urzeiten ein Fest der Hoffnung. Die christliche Kirche hat, historisch gesehen, dieses Fest adaptiert, um den Heiden ihre Rituale zu lassen und ihnen quasi einen christlichen Stempel zu verpassen. Heutzutage schenkt man sich Geschenke, kommt im Kreis der Familie zusammen, hat aus irgendeinem (vermutlich heidnischen) Grund einen Baum im Wohnzimmer stehen und erfreut sich leuchtender Kinderaugen, die sich auf ihre Geschenke freuen.

Wenn wir uns also der wahren Werte des Weihnachtsfests besinnen wollen, so ist dies mit Sicherheit Hoffnung. Allerdings eben auch Kommerz – denn das ist die Realität (und somit faktische Wahrheit). Denn für viele Menschen hat das Weihnachtsfest nichts mehr mit der christlichen Kirche oder Jesus zu tun. Es spricht zwar nichts dagegen, ein besinnliches Lied mit religiösem Charakter zu schreiben, als Weihnachtslied wird dies aber vermutlich weniger erfolgreich sein.

Die direkte religiöse Konnotation wird weniger Menschen erreichen, als altbekanntere Themen, wie Wärme, Weihnachtsstimmung, Weihnachtsmann, Tannenbaum, leuchtende Augen von Kindern (natürlich wegen der kommerziellen Geschenke und dem „kleinen Wunder“, dass da angeblich passiert).

Ein gutes Beispiel ist in diesem Zusammenhang die Weihnachtsgeschichte von Charles Dickens. Auch hier stehen eher weltliche Werte im Vordergrund. Menschenliebe, Nächstenliebe und ein positives, fröhliches Leben zu führen. Es geht weniger um den streng religiösen Inhalt.

Erinnerungen

Um in Stimmung zu kommen, sind Erinnerungen natürlich hervorragend geeignet. Denke zurück an die Zeiten, als es Bescherung gab, der Baum geschmückt wurde, Plätzchen gebacken wurden, alles geleuchtet und gestrahlt hat und eine warme, geborgene Atmosphäre mitten im kalten Winter Dein Herz erwärmte. Das ist die Atmosphäre, die ein gutes Weihnachtslied in der heutigen Zeit vermitteln könnte.

Denke in diesem Zusammenhang ruhig auch an Schlittenfahren im Park oder im nahe gelegenen Wald, an warmen Tee, an Mützen, Handschuhe und Schneeballschlachten. Denke an den Mistelzweig, den Glühwein, den Wunschzettel und die Socken von Oma.

Jeder hat wahrscheinlich ein besonderes Weihnachtsfest, an das er sich gerne zurück erinnert. Auf so etwas könnte man aufbauen. Denke auch daran, dass zu Weihnachten (auch wenn es viele negative Geschichten gibt) doch der positive und geborgene Charakter in den Vordergrund gehört.

Denke daran, dass Dein Lied, wenn es ein Hit werden soll, die Leute beim Einkauf in Kaufhäusern in die richtige Stimmung bringen sollte. Und dass Dein Lied bei der Großmutter im Radio laufen sollte, die in Bälde ihre Familie empfängt. Es geht also (normalerweise) nicht darum, einen gesellschaftskritischen Unterton anzuschlagen, denn das möchte zur Weihnachtszeit kaum jemand hören.

Erinnere Dich also an die positiven Seiten des Weihnachtsfestes und versuche auf dieser Basis eine kleine Geschichte zu erzählen oder ein atmosphärisches Bild zu malen.

Als Hintergrund

Wie bereits weiter oben erwähnt, dient das Weihnachtsfest bei vielen heutigen Songs auch ausschließlich als Hintergrund. So kannst du praktisch jede Geschichte nehmen und sie in einen weihnachtlichen Zusammenhang einfügen. Statt der Liebesgeschichte im Frühling, könnte sie ja auch mit ein paar sprachlichen Kniffen an Weihnachten stattfinden. Dann noch ein paar Glocken in die Musikproduktion und schon haben wir aus einem normalen Lied ein Weihnachtslied gemacht.

Comedy Song

Ungeschlagener König im Bereich des Comedy Songs ist in Deutschland sicherlich Stefan Raab. Anhand seines Beispiels lässt sich schnell verstehen, wie solche Lieder funktionieren. Man nimmt eine lustige Thematik und baut um sie herum einen Song. Auch Mike Krüger war vor einigen Jahren mit diesem Genre besonders erfolgreich.

Von diesen sehr direkten Ansätzen, die eindeutig und ausschließlich auf Humor ausgelegt sind, grenzen sich lustige und nicht ganz ernst gemeinte Lieder im normalen Popmusikbereich ab. Beispiele hierfür sind im deutschsprachigen Bereich manche Songs der Band „Blumentopf“ oder der „Die Fantastischen Vier“.

Comedy Songs haben unterschiedliche Ansätze. Einige davon schauen wir uns im Folgenden an.

Trash

In Deutschland besonders beliebt ist der Trash. Das bedeutet übersetzt nichts anderes als Abfall. Dieses Genre zeichnet sich durch seinen geringen geistigen Anspruch aus, wobei es gerade der Aspekt des geringen Anspruchs ist, der genossen wird. Man macht sich also darüber lustig, wie schlecht/ unprofessionell/ klischeebehaftet das Werk ist.

Dies kann durchaus auch so geschehen, dass für manch einen nicht sofort ersichtlich ist, dass die Unprofessionalität bzw. der geringe geistige Anspruch bewusst herbeigeführt worden ist. Beispiele für Trash in der deutschen Kultur- bzw. Musiklandschaft wären Helge Schneider, Marcus Alexander oder Guildo Horn (und viele andere, der kitschigen „Renaissance“ des Schlagers Ende der 1990er Jahre).

In manchen Genres, wie der Volksmusik oder dem Schlagerbereich ist es von Zeit zu Zeit schwierig eine klare Linie zwischen Ernsthaftigkeit und Trash zu ziehen. Klischeebehaftete, unprofessionelle und kitschige Lieder werden von der damit angesprochenen, häufig älteren Zielgruppe ernst genommen (und sind vom jeweiligen Interpreten sicherlich auch ernst gemeint). Andere Zielgruppen, wie beispielsweise jüngere Personenkreise, könnten die gleiche Musik allerdings bereits als Trash verstehen.

Künstler wie Marcus Alexander oder Guildo Horn haben daher stets auch ein wenig Mysterium beibehalten und sich nicht klar zum Trash bekannt. Dies sorgt regelmäßig dafür, dass Personen, die der Meinung sind, der Trash wäre ernst gemeint, den Witz dahinter nicht verstehen.

Um trashige Musik zu schreiben, lohnt es sich, ausgehend von einem etablierten Genre bewusst zu überzeichnen oder bewusst zu unterbieten. So kann man klischeehafte Phrasen beispielsweise besonders häufig oder sehr stark übertrieben verwenden.

Slapstick

Slaptstick kommt ursprünglich aus dem Film – und dort vor allem aus der Stummfilmzeit. Ein Mensch läuft auf lustige Art und Weise durch die Gegend und rutscht auf einer Bananenschale aus. Die Leute lachen. Slapstick ist also eine sehr direkte und situationsbezogene Art von Humor. Auch Songs können das Slapstickelement verwenden. Sie können also direkt und ohne Umschweife lustig sein. So könnte man beispielsweise eine Slapstick Geschichte erzählen. Beispielsweise in einem Song über einen Menschen, der auf einer Bananenschale ausrutscht.

Satire

Unter Satire versteht man Spott, der gesellschaftliche Missstände anprangert. Satire kann kritisieren – also die Wirklichkeit einem Ideal gegenüberstellen. Sie kann polemisieren – also einen Standpunkt annehmen, der einseitig, parteilich und mithin aggressiv vertreten wird. Und Satire kann didaktisch sein – das heißt, sie kann die Absicht haben zu belehren. Satire kann auch unterhaltend sein das heißt parodieren und lustig sein. Der Unterschied zum Trash besteht darin, dass Satire einen Sinn hat, während Trash den Unsinn als bezeichnendes Element zur Grundlage hat.

Der inspirierende Song

Hierbei ist die Rede von Songs zum Entspannen oder Meditieren einladen. Songs, die inspirieren. Oder Songs, die bei Beerdigungen gespielt werden können. Songs, die mit einer Orgel und einer einzelnen Sopranistin aufgenommen werden oder die gregorianische Chöre oder indianische Gesänge haben. Alles was inspiriert und „Zugang zum Geist“ oder „inneren Ich“ ermöglicht, fällt in diese Kategorie. Sowas läuft dann zwar (sofern es nicht Enya ist) nicht in den Popcharts, aber es gibt ja auch andere Kanäle, die man zur Vermarktung verwenden kann. Da es hier auf die Wirkung ankommt und es unzählige Methoden gibt, kann an dieser Stelle nicht weiter darauf eingegangen werden. Es gilt: Probieren und immer mit der Wirkung im Hinterkopf komponieren.

Der religiöse Song

Wer Musik schreibt, die religiöse Themen anspricht, der kann einerseits von den Gläubigen der großen, etablierten Kirchen auf Unterstützung hoffen und andererseits auch von den unzähligen Freikirchen und freien evangelischen Kirchen. Das sind protestantische Vereinigungen, die die Bibel wortgetreuer auslegen als die großen Kirchen. Auch hier besteht ein Markt, dessen Bedürfnisse befriedigt werden wollen. In den Vereinigten Staaten von Amerika ist dieser Trend sogar derart erfolgreich, dass es eigene Charts für religiöse Musik gibt. Deutschland und Europa sind stärker säkularisiert, weswegen die Nachfrage hier nicht so groß ist. Trotzdem ist es eine interessante Nische für Songwriter, die sich mit der Thematik identifizieren können. Auch diese Nische verfügt über eigene Vermarktungskanäle (wie beispielsweise spezielle christliche Zeitschriften und christliche Medienanbieter (bekanntester: „Gerth Medien“).

Im Stil von anderen Künstlern

Bei musikwissen.com geben wir Dir einige Anbieter an die Hand, mittels derer Du die von Dir geschriebenen Songs bekannten (und aufstrebenden) Künstlern vorstellen kannst. Solche „Titelsuchanzeigen“ werden von Musikproduzenten und dem Management von bekannten Popstars aufgegeben. Natürlich in der Hoffnung, den nächsten Hit zu finden und damit in die Charts einzusteigen. Gesucht werden also hittaugliche Songs. Und häufig wird den Songwritern mitgeteilt, was für Songs erwartet werden. Eine solche Anzeige kann zum Beispiel wie folgt aussehen.

Beispiel einer Songsuchanzeige

ARTIST: Pedro Compadro (Major Record Company)

INFO: Geboren in Kuba gewann Pedro die bekannte Castingshow „Supermegastars“. Weltweite Auftritte und Konzerte folgten. Seit einem halben Jahr ist er nun bei einem Major Record Label unter Verlag und sucht Songs für sein Album.

STYLE: Uptempo Pop, Latino-Pop, Balladen, Songs in Richtung Juanes, Marquess, Ricky Martin
*spanische Texte bevorzugt aber auch in englisch*

DEADLINE: 30. März

CONTACT: Roland Meyer
Example & Beispiel Music GmbH
El Compadro Str 35, 01346 Pöttingen
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Als Songwriter sollen wir also Songs in diesem bestimmten Stil einreichen. Und natürlich ist es so, dass man in der Musikbranche auch generell eher offen für Songs ist, die in einem Stil sind, der bereits jetzt erfolgreich in den Charts ist. Wenn Deine Songs also wie Pink Floyd oder ZZ Top klingen, ist das aus künstlerischer Sicht erstmal nicht schlecht.

Aber kommerziell erfolgreich werden heutzutage eher Songs, die nach Justin Bieber, Justin Timberlake oder Eminem klingen. Es kann daher nicht schaden, wenn Du Dich darin übst, Songs im Stil von Christina Aguilera, Natasha Bedingfield, Tokio Hotel und so weiter zu schreiben und ein paar davon in petto hast, um sie bei einer Titelsuchanzeige einzureichen oder an Musikproduzenten/ -verlage oder direkt an Künstlermanagements zu schicken.

Hör dir Songs von anderen Songwritern an

Die Vorgehensweise ist hier so einfach wie naheliegend: Um einen Song im Stil eines besonderen Künstlers zu schreiben, musst Du zuerst die Songs hören, die der Künstler bisher gesungen hat und idealerweise vor allen Dingen die, mit denen der Künstler in die Charts eingestiegen ist und die besonders erfolgreich waren/ sind. Suche also am Besten in den aktuellen Charts nach erfolgreichen Songs des Stars und hör Dir den Song Deiner Wahl erstmal häufig an. Mache Dir dann Notizen.

Achte zunächst darauf, welche Songform Anwendung findet. Verse-Chorus? Verse-PreChorus-Chorus? Oder doch ein ganz eigenes Konstrukt? Was sind die einzelnen Teile des Songs? Wie ist er komplett aufgebaut? Kennen wir ja schon von den monatlichen Songanalysen. Hier beispielsweise der Song „Unwritten“:

  • 4 Takte Intro,
  • 8 Takte Vers (1. Strophe),
  • 8 Takte PreChorus (Bass kommt hinzu),
  • 8 Takte Chorus,
  • 4 Takte instrumentaler Zwischenteil (ähnlich dem Intro),
  • 8 Takte Vers (2. Strophe),
  • 8 Takte PreChorus,
  • 16 Takte Chorus (2 x 8 Takte),
  • 4 Takte Zwischenteil,
  • 10 Takte PreChorus (gesungen von Gospelchor, davon am Ende 2 Takte Pause),
  • 16 Takte Chorus (2 x 8 Takte) gemeinsam mit Gospelchor,
  • 12 Takte Outro (nach 4 Takten wird langsam ausgeblendet).

Das heißt natürlich nicht, dass Du nun Deinen Song in genau der gleichen Struktur anfertigen musst. Aber es hilft schonmal. Denn zumindest wissen wir jetzt, dass dieser Song im Vers-PreChorus-Chorus-Stil geschrieben wurde und Zwischenteile beinhaltet.

Wie schreibt der andere Songwriter seine Lieder?

In einem zweiten Schritt geht es dann darum, die grundsätzlichen Merkmale der bekannten Songs und des Images des Künstlers herauszufinden. Behandeln die bisher veröffentlichen Songs ein bestimmtes Themenfeld? Hat der Künstler ein bestimmtes Image („Sunnyboy“/ „braves Mädchen“, „Aufreißer/-in“, „übler Typ“, „Gangster“, usw)? In welcher Tonart ist der Song geschrieben? Wodurch zeichnen sich die Arrangements aus (bestimmter Stil? Eher im Dancebereich? Latinorhythmen? Gitarrenlastig? Usw)?

Und dann geht es natürlich darum, einen Song in dieser Art und Weise zu schreiben oder einen Deiner bereits geschriebenen Songs so umzumodulieren, dass er zum gewünschten Stil passt. Häufig sind es nämlich weniger die Songs, die nicht zeitgemäß sind, sondern eher die Musikproduktion, die altbacken klingt oder in einem seltsam eigensinnigen Stil ist.

Hier kann es natürlich helfen, wenn Du Dir Hilfe von versierten Tontechnikern oder Musikproduzenten holst. Auch hier lohnt sich natürlich das Networking immer, denn viele junge, aufstrebende Talente suchen, ebenso wie Du, nach Erfahrungen, ersten Erfolgen und fruchtbaren Kontakten. So kann man sich gegenseitig „nach oben“ helfen und der Preis hält sich dann auch in einem für neue Songwritertalente im vertretbaren Rahmen.

Versuch Dich doch mal an Songs im Stil der folgenden Künstler:

  • Alicia Keys
  • Bruno Mars
  • Christina Aguilera
  • Eminem
  • Justin Bieber
  • Justin Timberlake
  • Madonna (die neuen Songs!)
  • Natasha Bedingfield
  • Nelly Furtado
  • P!nk
  • Raemonn
  • Rihanna
  • Robbie Williams
  • Tokio Hotel

Für CD-Käufer

Der Bundesverband Musikindustrie (IFPI) veröffentlicht jedes Jahr seinen „Jahreswirtschaftsbericht“. Das ist eine umfangreiche Statistik. Teile davon werden kostenlos im Internet zur Verfügung gestellt. Logischerweise werden diese Statistiken immer für das Vorjahr veröffentlicht (da im laufenden Jahr ja noch Zahlen erhoben werden).

http://www.musikindustrie.de/ein-blick-zurueck/

Man sieht hier deutlich, dass der Anteil an den gesamten Musikverkäufen mit dem Alter steigt. Woran dies liegt, ist natürlich Interpretationssache. Allerdings ist nicht von der Hand zu weisen, dass jüngere Konsumenten eher mit Musik-Apps wie Spotify und Apple Music hören. Ältere Konsumenten schrecken hiervor wohl eher zurück und wissen häufig auch nicht, wie diese Dinge funktionieren. Außerdem hat die ältere Zielgruppen natürlich auch gerne etwas wie eine CD in der Hand zu kaufen.

Songs für ältere Zielgruppen schreiben

Der Gedanke liegt also nahe, sich den älteren, solventeren und kaufbereiteren Zielgruppen zuzuwenden. Es mag vielleicht nicht so prestigereich sein, wenn ein Volksmusiker Deine Songs singt. Aber dieses vermeintliche Prestigemanko wird durch Erfolg und schwarze Zahlen auf dem Girokonto sicherlich gut ausgeglichen. Es könnte sich also durchaus lohnen, im Bereich der deutschen Volksmusik und des deutschen Schlagers aktiv zu werden.

Vom Songwritingansatz sind diese Stile nicht sehr anders. Die Lyrics sind natürlich meistens deutsch und die Lieder orientieren sich in ihren Inhalten an der Weltsicht und den Konventionen der älteren Generation (sodass Sex und Tabus weitestgehend ausgeklammert werden sollten). Aber bis auf die Musikproduktion, die natürlich Volksmusik-typische Instrumente und dergleichen beinhalten sollte, sollte es mit ein wenig Übung ohne weiteres möglich sein, einen volkstümlichen Schlager zu schreiben. Probier’s doch einfach mal aus. Vielleicht gefällt’s Dir ja am Ende sogar? Nicht nur Roy Black, sondern auch Jürgen Drews und Gunther Gabriel wollten ursprünglich Rockstars werden und sind letztlich im Schlager- und Volksmusikbereich gelandet.

Abschließend

Sich ein wenig Gedanken zu machen, an wen man seine Songs richtet und welche Anlässe es gibt, für die man Songs schreiben kann, ist – wenn es um wirtschaftliche Verwertbarkeit von Songs geht- nicht zu unterschätzen. Natürlich kannst Du Songs speziell nach den oben genannten Vorschlägen schreiben. Andererseits kannst Du auch Songs, die Du bereits geschrieben hast, umschreiben und sie so für Anlässe oder Zielgruppen passend machen. Viele deutschsprachige Popmusik ließe sich im Handumdrehen und durch den Austausch von ein paar Instrumenten und Wörtern in eine Volksmusikschnulze verwandeln. Und dass eine Liebesgeschichte mit nur ein paar Handgriffen an einen weihnachtlichen oder gar sozialkritischen Schauplatz gelegt werden kann, ist auch klar. Es gibt viel auszuprobieren und zu deichseln…